Grace – Besessen

„Carrie“ und „Der Exorzist“ verbünden sich zu einem technisch perfekten übernatürlichen POV-Psychohorror mit Alexia Fast.

Grace – Besessen Cover

Grace, aka Grace: The Possession, Jeff Chan, USA/CDN 2014
DVD/BD-Start: 27.11.2014
Story: Ihre Mutter Mary verstarb beim Notkaiserschnitt, ihr Vater ist unbekannt – so wächst Waisenkind Grace bei Großmutter Helen auf, die ihr Bibeltreue einprügelt und sie aus dem College nimmt, als die unbedarfte 18-Jährige mit Teufelsvisionen auf einer Party kollabiert. Gegen die sind auch Priester machtlos.
Von Thorsten Krüger

Elijah Wood machte es als „Maniac“ vor, Teilzeit-Scream-Queen Alexia Fast („The Captive“, „Fido“) zieht nach und Debütant Jeff Chan hat mit seinen Videogame-Clips zu „Call of Duty“ das technische und handwerkliche Rüstzeug, um nach 10 Minuten Laufzeit mit der Kamera in die subjektive Perspektive einer verhuschten Hysterikerin und Schwester „Carries“ zu wechseln, was bekannten Motiven eine originelle Note gibt.

Damit erhält eine für die religiös gehirngewaschene, abstinente Jungfrau Grace sündige Studentenparty mit ihrer verluderten Zimmergenossin Jessica und dem sympathischen, ihr sehr zugeneigten Brad aufgrund alkoholverstärkter blutiger Mordvisionen und Erscheinungen den Flair des The Prodigy-Videotrips „Smack My Bitch Up“. Und auch der finale Exorzismus hat aus der konsequenten Ego-Perspektive verblüffende Gonzo-Klasse.

Kontrollverlust wird eindringlich fühlbar

Dazwischen liegt ein Drama mit Lin Shay aus den beiden „Insidious“-Teilen, die als unerträgliche Zuchtmeisterin im christlich-fundamentalistischen Wahn und zwei Pfaffen als Verstärkung ein Terrorregime über das wehrlose Mädchen führt. Deren Widerstandslosigkeit gegen die übergriffige Entmündigung ist eine echte Geduldsprobe: Man ist wie sie ausgeliefert, eine sehr manipulative Erfahrung, im positiven wie negativen Sinne.

Aber dadurch wird ihr totaler Kontrollverlust auch eindringlich fühlbar: Wenn Grace Stimmen aus dem leerstehenden Zimmer ihrer toten Mutter hört (Doppelrolle für Fast), mörderische Alpträume und dämonische Wahnvorstellungen erleidet, verleiht die sehr bewegliche Kamera überwältigend natürliche Eindrücke. Eklige Wulstnarben und andere Veränderungen an ihrem Körper enthalten unterdessen einen Spritzer Body Horror.

Lupenreine (visuelle) Effekte

Die Kritik am menschenfeindlichen Weltbild des Bible Belt hingegen ist explizit: Durch den Fanatismus der Oma begünstigt, bricht aus Grace ein dämonischer Vamp heraus, dessen Teufeleien zwei sündige Priester zu exorzieren versuchen. Das Ritual läuft aus dem Ruder und sie bekommen, was sie verdienen. Zu lupenreinen (visuellen) Effekten muss dann wie bei Friedkin/Blatty eine Seele gegeben werden, um eine andere zu retten.

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