Magic in the Moonlight

Woody Allens nostalgische Riviera-Romcom zwischen Colin Firth und Emma Stone ist liebevoll bissig, aber relativ schlicht.

Magic in the Moonlight Cover

Woody Allen, USA 2014
Kinostart: 04.12.2014
Story: 1928. Von einem Auftritt in Berlin reist der britische Illusionist und Zyniker Stanley Crawford an die Côte d’Azur, um das bei reichen Bekannten wohnende junge Medium Sophie Baker des Betrugs zu überführen. Sophies Charme unterminiert Crawfords unbestechliche Skepsis. Seine Gefühle blühen auf.
Von Jochen Plinganz

Ein abgeklärter Sarkastiker, der das Übersinnliche verachtet, wird eines Besseren belehrt – so beginnen sonst Horrorfilme, aber in seiner 49. Regiearbeit sucht Allen den eklatanten Kontrast zum depressiven „Blue Jasmine“. Es zieht den inzwischen 78-Jährigen wieder nach Europa, so leichtfüßig wie „Midnight in Paris“ und „To Rome With Love“, zu einer köstlichen, wenn auch unterkomplexen Romantik-Komödie.

Für Sophistication sorgt Colin Firth („The King’s Speech“) , dessen scharfzüngig-säurehaltige Pointen im Duell mit Emma Stone („Birdman“) gefallen. Sein Kreuzzug des Skeptizismus gegen Séancen und Magie ist vortrefflich, wie sein rationales Weltbild Risse erhält und seine Gefühle aufblühen, schwelgerisch. Doch dann bricht die Entwicklung ab und die schlicht gebaute Story bleibt sehr auf das Allen-Universum beschränkt.

Wieder hoffnungslos romantisch

Versnobte Egos, die durch Gefühle zusammenschrumpfen, sind am augenfälligsten die Alter Egos des Künstlers. Der bringt zwischen seiner großen Hommage an die wilden 20er mit exquisitem „Gatsby“-Dekor, -Kostümen und Musik (einschließlich eines Cameos der Marlene-Dietrich-mäßigen Chansonnière Ute Lemper), mithin einem nostalgischen High-Society-Lifestyle-Pläsier, auch einige philosophische Diskurse unter.

Diese beschränken sich in dem lichtdurchfluteten Sommer-Set der verführerischen Côte d’Azur auf das Erschüttern von Glaubengrundfesten und wecken Lebensgeister, womit sie ihre Schuldigkeit getan haben. Wegen Firth, mit Abstrichen Stone, den skurrilen Parts von Jacki Weaver und Hamish Linklater (als Ukulele-Barde) kein bloßer Zeitvertreib, aber ebenso wenig ein Allen-Meisterwerk. Dafür wieder einmal hoffnungslos romantisch.

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