Baymax – Riesiges Robowabohu

Baymax - Riesiges Robowabohu Cover

Big Hero 6, Don Hall, Chris Williams, USA 2014
Kinostart: 22.01.2015, DVD/BD-Start: 11.06.2015

Nun hat die Superhelden-Seuche auch noch Disney infiziert. Nach dem unverhofften Riesenhit „Die Eiskönigin“ – im Vergleich so viel liebenswerter als diese 3D-Entertainment-Fantasy – dient die unbekannte Marvel-Mini-Reihe „Big Hero 6“ (so auch der Originaltitel) als Gerüst für ein anspielungsreiches Comicfan-Universum im Softdrink/Popcorn-Look. Die langjährigen Maushaus-Mitarbeiter Don Hall und Chris Williams, die großartige Scripts für „Küss den Frosch“ und „Mulan“ verfassten, richten einen dürftig-unglaubwürdigen, charakterschmalen Plot auf Kinderniveau an, der sowieso nur den Anstoß zum Eskapismus gibt.

Weniger Story war selten bei Disney, wenn Teenager Hiro nach dem Tod seiner Bruders Tadashi durch dessen Erste-Hilfe-Roboter Baymax getröstet wird und auf die Spur einer Verbrechers mit Kabukimaske kommt, der Hiros Mini-Bot-Erfindung gestohlen hat und missbraucht. Nicht einmal mehr der Traditions-Medienkonzern verschont einen mit dieser aus allen Kino-Poren triefenden Superhelden-/Schurken-Soße, über die er eine satte Portion Familienschmalz legt. Den Charme des weißen, knuffigen Medizin-Marshmellows erdrückt ein risikofreies „Amazing Spider-Man“-Action-Konfetti, den Rest besorgt verordnete Rührseligkeit.

Tiefpunkt der Kreativität

Viel zu oft sind es triviale Comedy-Standards, viel zu selten echtes Tempo und Witz, die den Ton angeben. Gags, denen wie aus einem Schlauch die Luft entweicht und ein einfallsloses Hipster-Geek-Team nach „Die Unglaublichen“-Vorbild müssen, wenn sie nicht Gruppen-Knuddeln und harmlos herumhampeln, gegen ein „Transformers“-Monstrum bestehen. Was einfältigen, für Erwachsene untauglichen Firlefanz bedeutet, der in einem langweiligen RTL2-Manga-Bombast ausartet (aber natürlich hochwertiger animiert ist).

In dem restaurativen Nerd-Paradies fühlen sich nur Comicbewohner wohl, wer nach Kameradschaft sucht, wird in den beiden „Drachenzähmen leicht gemacht“-Abenteuern intensiver fündig, Herzeroberung, Spritzigkeit und Empathie können „Wall-E“ und „The Iron Giant“ um einige Grade besser, da dieses belanglose Pop-Produkt generell eine kolossale Kluft zur Ausgereiftheit der Pixar-Werke aufweist. Der Tiefpunkt von Disneys Kreativität ist erreicht.

Caroline Lin

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