Kinostart: 15.01.2015, DVD/BD-Start: 28.05.2015
„Planet der Affen: PRevolution“-Regisseur Rupert Wyatt setzt bei seinem Remake von „Spieler ohne Skrupel“ weniger auf den von New Hollywood beeinflussten Halbwelt-Realismus, sondern auf die Showaspekte und entspannte Eleganz, die gechillt, cool und viril einen Teppich für Mark Wahlberg („Ted“, „Transformers 4: Ära des Untergangs“) ausrollt, der in James Caans Fußstapfen die Sucht nach Unglück personifiziert.
„I’m not a gambler“, lügt dieser Jim, der so übernächtigt aussieht wie der „Nightcrawler“ und ständig Ärger und Schulden hat. Er ist ein Fass ohne Boden, die ultimative Geldvernichtungsmaschine für seine reiche entnervte Mutter (Jessica Lange, „Big Fish“) und diverse Gangster, mit denen er einen selbstzerstörerischen wie todesverachtenden Tanz mit dem Teufel beginnt, ein gleichmütiger Lebensmüder, der jedes Risiko umarmt.
Das Screenplay von William Monahan geht nicht den Weg der Spieler-Noirs von „Die Farbe des Geldes“ über „Hard Eight“ bis „The Cooler“, sondern ist ein sehr witziger Trip, mal so philosophisch wie Antonionis „Zabriskie Point“, mal so surreal wie eine Coen-Fantasie à la „The Big Lebowski“ (nicht nur wegen John Goodman, hier als Fuck-You-Glatzen-Grieche). „The Gambler“ ist ein Sophistication-Märchen mit der Wettmafia.
Um seine vor Studenten lebhaft ausgebreiteten Theorien zu beweisen, rennt Wahlberg wie ein existenziell deprimiertes, missmutiges Woody-Allen-Double gegen die Wand, bis seine Affäre – Brie Larson („The Spectacular Now“) sieht Lauren Hutton wie aus dem Gesicht geschnitten – das Handtuch wirft. Bis dahin funkeln die anspruchsvollen Arrangements, ohne dass sich Wyatt damit zu sehr profilieren würde – er bleibt laid back.
In der stilbewussten Studie vermitteln Blues, Soul und Elektronik stimmungsstark Gefühle, doch die Oberflächenverliebtheit kennt keine Charakterentwicklung, womit ab der Hälfte der erzählerische Bogen reißt. Dann wird der Diskurs um Sein oder Nichtsein (sein, was man nicht sein will und nicht sein, was man gerne wäre) pomadig, „The Gambler“ verliert aber nicht seine von Undurchsichtigkeit verschärfte Amüsanz.