Serena

Jennifer Lawrence als verletzlich-starke Femme Fatale in einem halbgaren Retro-Ehedrama, das seine Leidenschaften nicht recht kanalisiert

Serena Cover

Susanne Bier, USA/F/CZ 2014
Kinostart: 18.12.2014, DVD/BD-Start: 07.05.2015
Story: 1929, in den Smoky Mountains in North Carolina: Als George die selbstbewusste Serena heiratet, erhält er Frau und Geschäftspartnerin für sein Holzimperium. Das wankt gefährlich wegen Wirtschaftskrise, Umweltschützern, dem verräterischen Buchanan, einem unehelichen Kind – und der eifersüchtigen Serena.
Von Gnaghi

Die dänische Oscargewinnerin Susanne Bier („Brothers“, „Nach der Hochzeit“) hat sich Ron Rashs Roman von 2008 vorgenommen und dem „Die Tribute von Panem“-Star Lawrence sowie Bradley „Hangover“ Cooper ihren dritten gemeinsamen Auftritt nach „Silver Linings“ und „American Hustle“ beschert. Lawrence zeigt wieder ihr spezielles Schauspiel-Charisma, aber das Projekt lag nicht grundlos zwei Jahre lang auf Eis.

Das in der Depressionsära angesiedelte Holzunternehmerdrama mäandert unentschlossen zwischen Period Piece, Ehedrama, Kriminalfilm, (Anti)Romanze, Hollywood-Melodram und Psychostudie. Mangels Wirkungskraft kann es nie das Familienepische klassischer Dynastiedramen wie „Giganten“ entfesseln – worauf auch die Lawrence im Air alter Divas kaum Einfluss nehmen kann. Sie ist nicht die Lady MacBeth aus Rashs Buch.

Verbrechen aus Leidenschaft wie aus Vernunft

Die superb nebelschwadigen Bergwälder des amerikanischen Nordens (Drehort: Tschechien!) ähneln den schwermütig-skandinavischen eines Trygve Gulbranssen („Und ewig singen die Wälder“). Aber mit flachen Figuren und reizloser Routine kann Bier die plakative Themenschwere von Gier bis Korruption nicht in cineastische Wucht übersetzen, sie bleibt merkwürdig unterdramatisch, was Kitsch vorbeugt, aber auch Gefühle abwürgt.

Verrat und Vertrauensbrüche sind eingebettet in Bilder wie nachgedunkeltes Holz. Wenn George sich eines Widersachers per Mord entledigt, zieht Serena bei einer Rivalin mit gleichen Mitteln nach, und schickt Rhys Ifans als Trapper-Hitman mit Chuck-Norris-Visage los. Aus diesen Verbrechen aus Leidenschaft wie aus Vernunft entsteht eine konventionelle, auch nicht glaubwürdigere Spielart von Finchers Eheszenen „Gone Girl“.

Da raucht dann die tragisch-düstere Naturstimmung im dämmerungsblauen Wald ab. Warten wir also auf Biers kurz zuvor in Toronto gefeierten „A Second Chance“.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.