Von glücklichen Schafen

Familiendrama um zwei durch chauvinistische Denkweise beschränkte Migranten, die eine emanzipierte Angehörige verachten

Von glücklichen Schafen Cover

Kadir Sözen, D 2014
Kinostart: 26.03.2015
Story: Die von ihrer türkischen Familie verstoßene Elmas hat für ihre junge Tochter Sevgi und den 16-jährigen Can ein liebevolles Heim geschaffen. Als Can entdeckt, dass sie dies heimlich als Prostituierte finanziert, dreht er durch, reißt mit der ahnungslosen Sevgi zum mürrischen Opa aus, der Elmas ebenso verachtet.
Von Jochen Plinganz

Handwerklich braucht sich der Deutschtürke Kadir Sözen („Winterblume“) nicht verstecken, aber bei seinem Drehbuch sind Hopfen und Malz verloren. Schematische Abzweigungen, dürftige Dialoge, Emotionen und Szenen stehen hervorragenden Darstellern gegenüber, die in einem mal wieder sehr deutschen Problemfilm feststecken, obwohl es darin um die importierte Frauenfeindlichkeit muslimischer Migranten geht.

Narges Rashidi hat als Türkin Elmas Zuschauersympathien auf ihrer Seite, nur nicht die ihres Sohnes und Vaters. Sie opfert sich für ihre Kinder auf, erzählt mit viel Nestwärme das titelgebende Märchen. Kleiner Schönheitsfehler: Sie verdient ihr finanzielles Polster im lokalen Puff. Und was macht der junge Muselmann, wenn er es beim Geburtstags-Bordellbesuch herausfindet? Er hat nichts anderes im gekränkten Kopf als den Ehrenmord.

Der Problemschwere mit leisen Humor begegnen

Hass, empathieloses Unverständnis und brutale körperliche Gewalt gegen Frauen: Ist das alles, was diese Kulturbereicherer draufhaben? Elmas wird geschlagen, verleugnet, verstoßen. Einer Frau, die alles an Liebe gab, was sie hatte, will niemand vergeben, auch sie quält sich mit Selbsthass (was zusätzlich nervt). Was haben die Männer jemals für die Familie getan? Die Antwort steht stumm im Raum. Macht euch mal liberal locker!

Solche grämende Problemschwere wäre unerträglich, wenn Sözer dem nicht mit leisen Humor begegnen würde. Dann wird das Fehlen der Mutter subtil offenbar, bei den regungsarmen Männern reift langsam die Einsicht. Sowohl für den Sohn als auch den mürrischen Großvater gilt: es ist nie zu spät erwachsen zu werden. Dafür hat Sözer Zeit und überfüllt das menschliche Erwachen nie. Den Schauspielern sieht man gerne dabei zu.

Lakonisch-sensible Regie vom Storyszenario ausgehebelt

Das Coming of Age verrät zwar nie seine Figuren, dafür seine Familiengeschichte an eine überflüssige Tragödie. Benno Fürmann – klasse als Zuhälter – hat als Komaschläger aufzutreten, womit die lakonisch-sensible Regie abermals vom groben Storyszenario ausgehebelt wird. Die unerquickliche Suppe muss ausgelöffelt werden, bis zum stillen Abschied in einer leeren Wohnung – weil Männer Märchen und Liebe zerstören.

Bislang kein Trailer online

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.