Die Reise zum sichersten Ort der Erde

Die Reise zum sichersten Ort der Erde Cover

aka Journey to the Safest Place on Earth, Edgar Hagen, CH 2013
Kinostart: 19.03.2015, DVD/BD-Start: 25.09.2015

Gorleben ist überall – ein Aufregerthema, das der Schweizer Dokumentarfilmer Edgar Hagen („Someone Beside You“) in „Die Reise zum sichersten Ort der Erde“ entschieden unaufgeregt angeht. Seit Ende der 50er Jahre die ersten AKW ans Netz gingen, haben sich weltweit 350.000 Tonnen hochradioaktiver Atommüll angesammelt. Jährlich kommen 10.000 Tonnen hinzu. Allein: Es gibt bis heute kein Endlager für den strahlenden Sondermüll, wie der international anerkannte Fachmann Charles McCombie nach beinahe 40-jähriger erfolgloser Suche konstatieren muss.

Mit ihm besucht Hagen Dutzende Orte weltweit (von Sellafield bis Nevada und der Wüste Gobi), um mit unabhängigen Experten und Regierungsbeauftragten, Gegnern und Apologeten der Atomkraft darüber zu sprechen, welche Schwierigkeiten jedes Land mit einem geeigneten Platz dafür hat. Ihm gelingt die sachliche Ausbreitung einer globalen Problemlage ohne Polemik und Panikmache. Das Fazit: Selbst für eine einzige Generation lässt sich die Sicherheit einer tief im Gestein befindlichen Stätte nicht garantieren, geschweige denn für 250.000 Jahre. Ju Wang, der chinesische Direktor des Endlagerprogramms, prägt das Bild eines Hauses, bei dem man die Toilette vergessen hat.

Die Suche bleibt ein Prozess ohne Ende

Nicht einmal das Motto „was nicht passt, wird passend gemacht“ hilft. Was immer man versucht – das Risiko steigt, anstatt zu sinken, keine Gesteinsschicht ist undurchlässig oder stabil genug. So scheiterte bisher jedes Projekt. Die Suche bleibt ein Prozess ohne Ende. In jahrzehntelanger Erfolglosigkeit beißen sich Behörden und McCombie die Zähne an Bodenbeschaffenheit und Bevölkerungsakzeptanz aus, auch wenn sie immer wieder kurz davor stehen, eine Gemeinde mit finanziellen Anreizen zu ködern.

Ohne Besserwisserei deckt Hagen damit die Lebenslüge der Atomwirtschaft unerbittlich auf und lässt jeden daraus seine eigenen Rückschlüsse ziehen. Die Grenzen von Wissenschaft und Demokratie werden ebenso deutlich, wie die Verantwortungslosigkeit, mit der man Fässer im Meer versenkte und ganze Landstriche kontaminierte. Selbst ein Atomausstieg wie in Deutschland bewahrt niemand vor den Altlasten. Global ist die Atomenergie ohnehin auf dem Vormarsch: Allein China plant bis 2020 gleich neue 40 Reaktoren und danach 18 weitere. Vorerst.

Caroline Lin

Ein Gedanke zu „Die Reise zum sichersten Ort der Erde“

  1. Das klingt nach einem Film, den eigentlich wirklich jeder gesehen haben sollte (erst recht, weil er nicht besserwisserisch tut). Ich bin schon sehr auf den Kinostart gespannt.

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