Die Mafia mordet nur im Sommer

Prägnant, aber nicht elementar: semi-autobiografische Coming-of-Age-Romcom vor dem Hintergrund grausamer Mafiamorde auf Sizilien

The Mafia Only Kills in Summer Cover

La mafia uccide solo d’estate, aka The Mafia Only Kills in Summer, Pif (Pierfrancesco Diliberto), I 2013
Kinostart: 04.06.2015
Story: Palermo in den 70ern. Schon als kleiner Junge ist Arturo Fan von Giulio Andreotti und versucht erfolglos die schöne Flora zu erobern, die sich für einen anderen interessiert. In der Stadt mordet die Mafia unterdessen rege, verübt Verbrechen, die Arturos Leben beeinflussen und seine journalistischen Ambitionen wecken.
Von Gnaghi

Matteo Garrones „Gomorrha“ als Tragikomödie, die zu oft zur Klamotte verkommt: Pierfrancesco Diliberto, unter seinem Künstlernamen Pif ein bekannter TV-Comedian und Politkommentator, rafft autobiografisch jahrzehntelange Mobster-Morde in Palermo. Seine Hymne an die zahllosen Anschlagstoten bewegt nur leicht, wo sie erschüttern müsste, wurde dennoch als beste Komödie beim Europäischen Filmpreis 2014 ausgezeichnet.

Im Ton ist „The Mafia Only Kills in Summer“ eine frohgemute romantische Komödie, vom Gehalt her eine Tragödie über verfehlte Politik und den Alltag von Attentaten. Pif wählt mit der sonnigen Nostalgie eines Giuseppe Tornatore das „Forrest Gump“Prinzip des unschuldigen Tors, der durch das bewegte Zeitgeschehen stolpert. Nur haben Tom Hanks und auch Roberto Benigni („Das Leben ist schön“) mehr Charme und Karma.

Nicht so lustig, wie es sein könnte

Arturos erstes Wort lautet „Mafia“ statt „Mama“. In Anspielung auf Paolo Sorrentinos „Il Divo“ himmelt er Giulio Andreotti an (dem man Mafiaverbindungen nachsagte). Ein Irrweg, begleitet von leugnenden Erwachsenen. Als fool of the school verstottert er alle Chancen bei der hübschen Flora, in die er heillos verschossen ist. Ein Rivale sticht ihn andauernd aus und so wird er um seine Anerkennung wiederholt betrogen.

Das Heiter-Unbekümmerte gelingt, weil Kinder die Welt nicht richtig verstehen und fehlinterpretieren. Es ist aber nicht so lustig, wie es sein könnte (was „The Interview“ schafft). Nach einem jähen Zeitsprung ins Erwachsenenalter (Debütant Pif spielt Arturo nun selbst – und leider sehr schwach) beginnt die kaum mit der oft treffenden ersten Hälfte kohärenten zweite, womit Schub und jegliches Involvieren endgültig aussetzen.

Essentiell-traurige Botschaft

Sein wohlgesinnter Idiot degeneriert zu einem deppert plappernden Kretin, ein lästiger Liebestöter, dessen Verquickung zum Politgeschehen verloren geht. Die mit Original-Nachrichtenaufnahmen belegte Chronik endet aber mit essentiell-trauriger Botschaft, ein Tribut an alle Getöteten, die Richter, Politiker und Anwälte der letzten vier Jahrzehnte – denn die Mafia mordet keineswegs nur im Sommer, sondern das ganze Jahr hindurch.

imdb ofdb

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