ohne deutschen Start
Das vor Ort in Singapur entstandene Debüt des Australiers Aaron Wilson wurde aufgrund seiner Dialoglosigkeit passenderweise mit J.C. Chandors „All is Lost“ und sogar mit Alfonso Cuaróns „Gravity“ verglichen, ist aber keine detailverliebte Konzept-Action, sondern subtil und bescheiden – wie eine eindringliche Stummfilmfassung von John Boormans „Die Hölle sind wir“, statt Gegnerschaft aber mit schweigsamer Verbundenheit.
Für nur eine Millionen Dollar per Crowdfunding entstanden, beschreitet „Canopy“ einen glaubwürdigen Schleichpfad, auch weil er nie übertreibt und mit seinen realistischen, dichten Aufnahmen nicht prahlt. In diesem organischen Purismus wirkt er nie asketisch oder experimentell, obwohl er ohne Hintergrundgeschichte, Filmmusik (nur drei zeitgenössische Lieder werden angespielt) und so gut wie ohne jeden Dialog auskommt.
Wilson, der auch das Script schrieb, positioniert sich bemerkenswert eigenständig, ohne Terrence Malicks Naturmystizismus aus „Thin Red Line“, Werner Herzogs episches Pathos aus „Rescue Dawn“, oder Kon Ichikawas expressive Apokalpytik aus „Nobi – Feuer im Grasland“ nachzuformen. Stilistisch bravourös findet er zu einem absorbierenden Naturtheater, das seine erhabene Stille um eine komplexe Geräuschkulisse erweitert.
Grillenzirpen, Vogellaute, das ferne Hallen von Geschützfeuer, das als Gewehr-Stakkato jederzeit näherkommen kann, ist Ohrenkino, das seine Action im Kopf auslöst. Die vielschichtige Kakophonie greift auf den visuellen Resonanzraum über, wo sich in fast meditativer Ruhe sparsam eingesetzte, leise Emotionen entfalten: Die Gesichter von Khan Chittenden und dem Taiwanesen Tzu-Yi Mo spiegeln Angst und Desorientierung.
Wortlos bahnt sich Ersterer als unbewaffneter Pilot mit mickriger Notfall-Ausrüstung seinen Weg aus Mangrovenparzellen unter den schützenden Dschungel-Baldachin (englisch: canopy), um direkt mit Seng zusammenzustoßen, dessen Mitkämpfer tot ist und der bald von einer unhörbaren Kugel verletzt wird. Jim versorgt ihn und ist ihm ein guter Kamerad – bis japanische Einheiten sie finden, ist jedoch nur eine Frage der Zeit.
Jims (Alp)Träume und Sengs Familienfoto sind ein vielsagendes Wispern in den gespenstischen Wildnis-Nächten, gelegentlich von Leuchtraketen erhellt. „Canopy“ forciert die Stimmung nie, die Doppelfunktion der wunderschön gefilmten Natur als Paradies und Hölle birgt dennoch ein inneres Crescendo, dessen spirituell anmutende Bilder einen gewaltigen Nachklang entfalten, der „The Railway Man“ und „Mr. Pip“ ideal ergänzt.
imdb ofdb
Ja, schade natürlich, mit den Schauspielern steht und fällt dann oft der gesamte Film. Geht mir auch häufig so, nur nicht in diesem Fall…
Fand den Hauptdarsteller so schlecht, dass der ganze film nicht funktionierte…