Unbroken

Lager- und Leidensdrama nach dem Überlebens-Bestseller um Louis Zamperinis jahrelange KZ-Folterhaft in Japan

Unbroken Cover

Angelina Jolie, USA 2014
Kinostart: 15.01.2015, DVD/BD-Start: 28.05.2015
Story: Der Zweite Weltkrieg beendet die Sportkarriere des jungen italienischstämmigen US-Oympialäufers Louis Zamperini. 1941 stürzt er mit seinem Bomber im Pazifik ab. Als er erst nach 47 Tagen gerettet wird, beginnen neue jahrelange Qualen im Kriegsgefangenenlager des sadistischen Lagerkommandaten Watanabe.
Von Caroline Lin

Sony-Produzent Scott Rudins inzwischen legendäre Schmähung von Angelina Jolie als „minimal talentierter, verzogener Göre“ kann man angesichts ihres handwerklichen Regiegeschicks getrost als widerlegt betrachten, wiewohl weiterreichende Fähigkeiten wahrlich auch nicht vorwerfen. Die Durchhalte-Heldengeschichte amerikanischer Prägung bleibt vor allem wegen des recht einseitigen Scripts unter ihren Möglichkeiten.

Jolies nach „In the Land of Blood and Honey“ zweite Arbeit adaptiert aufwändig Laura Hillenbrands Zamperini-Biografie „Unbeugsam“ als drei Filme in einem. In Rückblenden gestaltet „Unbroken“ die Jugend eines Lauftalents, ahmt 1936 im schönen Berliner Olympiastadion dem Sportfilm „Die Stunde des Siegers“ nach, nur laxer und weniger mitreißend (und pathetisch). Nach einem packenden Actioneinstieg wartet das Meer.

Leidensfähigkeit und Überlebenswille

Ähnlich „All is Lost“ oder einer realistischen Version von „Schiffbruch mit Tiger“ kämpfen drei Besatzungsmitglieder eines ohne Fremdeinwirkung abgestürzten Bombers 47 Tage lang ums Überleben, ringen mit Hunger, Durst, Haien und japanischen Zeros, die ihr Schlauchboot durchsieben. Als man sie rettet, folgen statt humanitärer und medizinischer Hilfe Folterqualen und brutale Misshandlungen in geballter Unmenschlichkeit.

Damit startet ein Zwangsarbeiterlagerdrama à la „Die Brücke am Kwai“, wo sadistische Herrenmenschen immer neue Grausamkeiten verüben. J-Popstar Takamasa Ishihara als Chef-Sadist ähnelt dem Quälmeister in „Merry Christmas, Mr. Lawrence“, Nachwuchsakteur Jack O’Connell, der in „’71“ gerade Leidensfähigkeit und Überlebenswille bewies, gerät in der Hölle an den Teufel persönlich, der ihn immer abscheulicher foltert.

Halte durch, dann kommst du durch

Nur fällt das Drehbuch (u.a. von den überschätzten Coen-Brüdern) psychologisch und charakterlich längst nicht so tiefgehend aus, wie es den 137 Minuten angemessen wäre. Der Marathon der Hoffnungslosigkeit ist kein Mitleid erweckendes, sondern ein langatmiges, immerhin realistisches Exerzitium, in dessen Verlauf das denkbar Schlimmste geschieht: Die elende Schinderei und Sklavenarbeit im Konzentrationslager langweilt einfach.

Außer Watanabe und Zamperini gibt es keine substantiellen Figuren und der konventionelle Musikeinsatz rührt ebenfalls kaum. Die Erfahrung des Ausgeliefertseins bis über alle körperlichen und mentalen Grenzen ist stark und die Botschaft „Halte durch, dann kommst du durch“ gewiss respektabel, alles aber auf Dauer unbefriedigend – um wie viel emotionaler und komplexer war da der erst im April anlaufende „Railway Man“.

imdb ofdb

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.