Time Lapse

Clevere Indie-Mystery, in der eine Zukunftskamera schwarzhumorig-hintergründig drei Freunde in mörderisches Schlamassel stürzt

Time Lapse Cover

Bradley King, USA 2014
ohne deutschen Start
Story: Hausmeister und Hobbymaler Finn findet Nachbar Bezzeredes mumifiziert vor. Und eine Riesenkamera, die vom Wohnzimmer seiner Dreier-WG in L.A. täglich Polaroids schießt, 24 Stunden aus der Zukunft. Mitbewohner Jasper will damit reich werden, Finns Freundin Callie findet’s gut – ein Gangster auch.
Von Gnaghi

Unauffälliges Understatement in milder Gemütlichkeit bestimmen Bradley Kings Low-Budget-Debüt „Time Lapse“, weshalb sich leicht verkennen lässt, dass seine an beinahe nur zwei Kulissen stattfindende WG-Version einer „Twilight Zone“-Folge clever gestrickt ist und dazu im Hintergrund den Philosophie-Drive anschaltet, wenn eine Dreiecksbeziehung, durch Gier und Eifersucht belastet, in tödliche „Timecrimes“ ausartet.

Wie auch „Journey of Love“ dient die Zeitmaschine, genauer ein monströser Fotoapparat, als Katalysator zwischenmenschlicher Relationen. Trotz komischer Untertöne dreht sich das von King mitverfasste Script nicht Richtung Romcom, sondern entwirft ein Freundschaftsdrama um den anständigen Finn (Matt O’Leary, „Lone Ranger“), seine bemutternde Freundin Callie (Danielle Panabaker, „Freitag, der 13.“) und Slacker Jasper.

Sklaven der eigenen Zukunft

Den spielt George Finn („LOL“) als großes, verantwortungsloses Kind, dessen Habgier und Dummheit ihn bei Wetten abkassieren lässt, womit er Gangster Ivan einläd, das Trio brutal unter Druck zu setzen. Jasper entfesselt Laster und „Time Lapse“ wird zum Lehrstück darüber, wie Geldgier und Untreue Freundschaften und Liebe zerstören. Wobei es ja eigentlich nicht die gut getroffenen und gespielten Charaktere sind, die es auslösen.

Sondern die Polaroids sorgen für Ungemach: Fortan meint das Trio, den Fotos entsprechen zu müssen, sonst existiere ihr Zukunft nicht mehr. Anders gesagt: sie sind gezwungen das zu tun, was das Bild ihnen für morgen anzeigt – Sklaven der eigenen Zukunft, die eine selbsterfüllende Prophezeiung bewirken. Was bestimmt also unser Morgen? Wir selbst – oder bestimmt die Zukunft uns? Daraus speist King ein mörderisches Kammerspiel.

Eskalation mit gehörigem Echo

Und das fällt stets unterhaltsam aus, folgt mit seinen Pre-Crimes einer negativen „Minority Report“-Logik, die sich lange Zeit unkompliziert ausnimmt, bis aus den Figuren selbst einige böse Überraschungen aufblühen, die den blutigen Eskalation ein gehöriges Echo bescheren. Kein so verknotetes wie „Predestination“ oder so überwältigendes wie „Alles eine Frage der Zeit“, aber ein still-dezidiertes „don’t fuck with time“.

imdb ofdb

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