Blackhat

Michael Mann führt im Action-Autorenfilmstil einen globalen Anti-Cyberterror-Thriller mit Chris „Thor“ Hemsworth aus

Blackhat Cover

Michael Mann, USA 2015
Kinostart: 05.02.2015, DVD/BD-Start: 18.06.2015
Story: Das für 15 Jahre einsitzende Hackergenie Hathaway nutzt seine Chance auf Straferlass, als ihn sein chinesischer Ex-MIT-Gefährte Chen für die geheimdienstliche Jagd nach einem Hacker anwirbt, der ein asiatisches AKW und eine US-Börse demoliert hat. Chens Schwester verliebt sich dabei in Hathaway.
Von Jochen Plinganz

Hollywoods Männerthriller-Auteur Michael Mann nähert sich nach „Miami Vice“ und „Public Enemies“ per patentiertem Digitalkamera-Einsatz wieder der Essenz von „Collateral“ und „Heat“. Ohne Pulp, Pop und Pomp gelingt „Blackhat“ der Spagat zwischen Geheimdienst-Thriller und privatem Liebesmelodram, wobei Mann seine opake bis schwammige Story, die auch einige Längen ausweist, tief in kühle Emo-Atmo tunkt.

In der weltläufigen Jagd nach einem Cyber-Terroristen, dessen Malware einen Reaktorkontrollraum radioaktiv verseucht und einen Börsenplatz ebenfalls zum Schmelzen bringt, dominiert kühler Professionalismus, unter dem Gefühle brodeln. Chris „Thor“ Hemsworth („Rush“) und die zarte Chinesin Wei Tang (aus Ang Lees „Gefahr und Begierde“) verstärken als internationales Liebespaar eine ressentimentgeprägte Kooperation.

Datenforensik und Fachbegriffe authentisch

Denn FBI und chinesische Behörden müssen in „Blackhat“ zusammenarbeiten, so brisant und raffiniert handelt der Kriminelle. (Realiter wäre das schwer denkbar, da dringen chinesische Digitalspione im Regierungsauftrag permanent bei US-Firmen und Behörden ein.) Das Team nimmt seine Detektivarbeit auf, und zwar kundig und ausgebufft, nicht als Cowboys. Statt aufgeblasenem Hi-Tech-Fetisch gibt es smarte Kniffe zu bestaunen.

Anders als ein Quatsch wie „Who Am I“ sind Datenforensik, Codezeilenanalyse und Computer-Fachbegriffe korrekt und authentisch – Realism rules! Wie man die NSA hackt, um an ihre Daten-Rekonstruktion-Software „Black Widow“ zu gelangen, gibt’s als augenzwinkerndes Schmankerl dazu. Und damit Spannung und Erotik nicht nur unterschwellig bleibt, bricht immer wieder die messerscharfe Action in Nah- und Fernkämpfen aus.

Plot-Auszeiten im atemlosen Konzept

Ein hallender Tunnel-Schusswechsel, bei dem die Gangster wie ein taktisches Platoon agieren, knüpft an beste „Heat“-Zeiten an und macht aus Jägern bald Freiwild. Schauplatzbedingt – Hongkong, Malaysia und Jakarta – erinnert „Blackhat“ oft an „Drug War“, wobei Johnny To ja definitiv ein Michael-Mann-Schüler ist. Der Score bringt Gefühl und Suspense zur Blüte, wenn das mit reifer Sexyness ausgestattete Paar untertauchen muss.

Wer dieser Terrorist ist und was er will, wo er doch keine finanziellen oder politischen Forderungen (wie die Sony-Erpresser mit „The Interview“) stellt, sondern aus Rache seine Verfolger mit schweren Waffen auf offener Straße dezimiert, ist eine erhebliche Enttäuschung, die schwerer wiegt als die Auszeiten, in denen Mann die Atmosphäre genießt, aber immer dann fesselt, wenn er zu seinem aufregend-atemlosen Konzept zurückfindet.

imdb ofdb

Trailer

Hacking-Featurette

Ein Gedanke zu „Blackhat“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.