Kinostart: 04.08.2016
Alberto Rodríguez, der 2012 den Goya-gekrönten Copthriller „Kings of the City“ hervorbrachte, spricht mit „Marshland“ einen Toast gleichermaßen auf Truman Capote und „True Detective“ aus, wenn er im unzugänglichen Schwemmland des andalusischen Guadalquivir-Deltas die spanische Version der britischen „Red Riding“(dt: „Yorkshire Killer“)-Trilogie vorlegt: Ein Retro-Thriller aus den politischen Nachwehen des Franco-Regimes.
„Marshland“ spielt 1980 während Spaniens schwieriger Umgestaltung zur Demokratie kurz nach dem Ende der faschistischen Franco-Diktatur und ist als Hinterland-Noir eng mit „Mud“ und „Everybody Has a Plan“ verbunden. Der Down-Tempo-Kriminalthriller, der seinen gut ausgearbeiteten Ermittlungsplot spannend verdichtet, spielt in authentischer Patina wohlweislich in einer Region, wo die Zeit stehen geblieben scheint.
Die beiden Import-Cops, nur echt mit Schnäuzer, sind Fremde, denen Ablehnung entgegenschlägt, die sie aber mit kerniger Härte zu beantworten wissen. Sie machen sich viele Feinde und wie gefährlich das Duo lebt, zeigt sich in diversen Anschlägen, die die Machtverhältnisse in dem Mikrokosmos offenlegen. Dass der Alte (Javier Gutiérrez, „Torrente 3 & 4“) beim Verhör gerne zulangt, erhält später noch unangenehme Bedeutung.
Der nüchterne Stil von „Marshland“ kennt neben dem unromantischen Landleben auch lyrische, unerwartet zärtliche Vogelperspektiven. Aber die morbiden Hinterlassenschaften eines misogynen Sexualtäters, die moralische Verdorbenheit der Bevölkerung und die Schatten des Faschismus sind noch im hellsten Sonnenschein dieser Sumpflandschaft spürbar. „The dead are waiting for you“, prophezeit eine Einheimische Juan.
Action spielt abgesehen von einer Nachtverfolgungsjagd und dem Finale im verregneten Sumpf keine Rolle, die oft illegalen Ausgrabetätigkeiten (verwanzte Telefone, gewalttätige Tricks) der kriminellen Regionalhistorie sind vielmehr auf Spannung aus. Zwar lösen beide den Fall und retten zumindest das letzte Opfer, trotzdem bleibt ein nihilistischer Touch, der nicht nur Pedro (Raúl Arévalo) ein grausiges Bauchgefühl beschert.
imdb ofdb
Trailer bislang nur auf spanisch
Joder. Den will ich sehen. Un-be-dingt. Danke für die Besprechung.