Kinostart: 10.09.2015, DVD/BD-Start: 21.01.2016
Kokainschmuggel im großen Stil für die US-Regierung, um eine rechte Guerilla-Miliz auszurüsten und damit die demokratischen Sandinisten in Nicaragua zu stürzen: Die Iran-Contra-Affäre war der größte Skandal der Reagan-Ära und doch nur ein weiteres Kapitel der berüchtigsten Terrororganisation der Welt, gemeinhin bekannt als die CIA. Stoff satt für einen Politthriller, wie er an Brisanz kaum zu überbieten wäre.
Wieso dem fertigen Film „Kill the Messenger“ trotz bester Voraussetzungen (Michael Cuesta ist immerhin Regisseur/Produzent von „Homeland“) das Entscheidende fehlt und er das Thema statt als Paranoiakino anzubringen, als Privatdrama verschenkt, ist unerklärlich. Denn der durch zwei Kopfschüsse getötete Gary Webb (deklariert als Suizid!) steht in einer Reihe mit den Enthüllern Carl Bernstein, Bob Woodward und Daniel Ellsberg.
Statt einer Intensiv-Doku über Ellsbergs Pentagon-Papiere („The Most Dangerous Man in America“) oder eines brandheißen Journalistenthrillers („Die Unbestechlichen“ über den Watergate-Skandal) ist „Kill the Messenger“ eine schwunglose Charakterstudie, die die Informationsfreiheit idealisiert, aber sonst wenig Mitreißendes zu bieten hat. Bis auf die bis Nebenrollen prominenten Schauspieler, denen zuzusehen sich lohnt.
Selbst ein Darsteller-As wie Jeremy Renner („The Hurt Locker“, „The Immigrant“) kann als unter Strom stehender Durchschnitts-Kleinbürger mit drei Kindern nicht allzu viel aus der Rolle holen. Oliver Platt, Robert „T1000“ Patrick, Mary Elizabeth Winstead, Ray Liotta und viele andere haben es da einfacher. Frappierender schon: Die Zersetzungs-Methodiken haben sich seit dem 30 Jahre zuvor spielenden „Selma“ nicht verändert.
Wie die Organisation Webbs Karriere und Privatleben vollständig zerstört, ist auch nicht anders als die Verbrechen der russischen Behörden in „Leviathan“. Und dennoch fehlt „Kill the Messener“ fast alle Dringlichkeit, alles Spektakuläre, alles Erschütternde. Gewiss nicht zu verachten, aber mit Investigativjournalismus-Thrillern der jüngsten Zeit wie „State of Play“ oder „Der blinde Fleck“ ist man womöglich doch besser bedient.
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