The Internet’s Own Boy: The Story of Aaron Swartz

The Internet's Own Boy: The Story of Aaron Swartz Cover

Brian Knappenberger, USA 2014
ohne deutschen Start

Unter dem Titel „Tod eines Internet-Aktivisten“ lief Brian Knappenbergers berührende Crowdfunding-Doku über Leben und Wirken des Programmierers und Netz-Aktivisten Aaron Swartz (1986-2013) bereits Anfang Januar praktisch unerkannt auf ZDFinfo. Immerhin kam der Sundance-Beitrag „The Internet’s Own Boy: The Story of Aaron Swartz“ auf die Oscar-Shortlist in der Dokumentarabteilung und erzählt die kurze Biografie eines unter Depressionen leidenden, wiewohl fröhlichen Computergenies, das seine technologischen Kenntnisse zum Zwecke der Weltverbesserung einsetzen wollte, an dem die US-Staatsanwaltschaft aber dann mit grotesken Strafaussichten ihr Mütchen kühlte, worauf dieser Selbstmord beging.

Auch wenn eine Mitschuld nur vermutet werden kann – da Sharing-Demokrat und Creative-Common-Apologet Swartz mit dem Guerilla Open Access Manifesto entschieden zu linksradikal einigen reichen Kriminellen („Geschäftsleuten“ eben) ans Bein pinkelte und ihr Abkassier-System infrage stellte, schlug das Lobby-Imperium zurück und schoss mit Kanonen auf Spatzen. Obwohl Swartz nichts anderes tat als akademische Artikel der Allgemeinheit zugänglich zu machen, die ihr per Gesetz zustand, sollte im Zeitalter von Edward Snowden und Wikileaks ein Exempel an ihm statuiert werden, mit bis zu 35 Jahren Haft und Millionen Dollar Entschädigungsforderungen.

Empörender Umgang treibt Tränen in die Augen

Hacken für eine bessere Welt? Nicht mit Uncle Sam! Es empört in „The Internet’s Own Boy: The Story of Aaron Swartz“ nicht zu knapp, wie herzlos der „Hacktivist“ behandelt wurde, was nicht nur Interviewpartnern wie Tim Berners-Lee, der Begründer des World Wide Web, und Sci-Fi-Vordenker Cory Doctorow die Tränen in die Augen treibt. Bekannte und Verwandte erinnern sich an den Optimisten und Menschenfreund, der an den wahren Machtverhältnissen in den USA zugrunde ging – eine trauriges Resümee des vielversprechenden Kurzdaseins von einem, der „on the wrong side of history“ stand und zum Märtyrer eines freien Internets wurde.

Das FBI trat sodann als Wahrer des kapitalistischen Ausbeuter-Status-Quo an, dessen Profite in Gefahr sind. Dieser rote Faden der kalten Macht zieht sich durch die ebenfalls auf wahren Ereignissen beruhenden „Selma“ (das FBI als Ersatz-Stasi) und „Kill the Messenger“ (die CIA als Drogenmafia), was einen kranken „Leviathan“-Justizapparat als Gesamtbild ergibt, das besagter russischer Parabel kaum etwas nachsteht. Manchmal sind die Unterschiede zwischen zwei Rechtssystemen kleiner, als man denkt, auch wenn diese Perspektive sicher zugespitzt ist. Der Vorwurf, einen liebenswerten Wohltäter auf dem Gewissen zu haben, lässt sich indes nicht entkräften.

Sir Real

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