Kinostart: 23.04.2015, DVD/BD-Start: 27.08.2015
Der auf Persisch entstandene Spielfilm-Erstling der iranischstämmigen, in London geborenen Amerikanerin Ana Lily Amirpour erweitert ihren gleichnamigen Kurzfilm von 2011 zur irreführenden Selbstbeschreibung „Iranian Vampire Spaghetti Western“. Vielmehr ist „A Girl Walks Home Alone at Night“ eine Version von „Only Lovers Left Alive“ nur im viel raueren Schwarzweiß-Stil von Jarmuschs Frühwerk („Down By Law“).
Die Nahost-Romanze zwischen einem James-Dean-Träumer (aus Hamburg: Arash Marandi) und einem feministischen Tschador-Vampir (aus L.A.: Sheila Vand, „Argo“), die vor allem frauenfeindliche Männer reißt, findet in der fiktiven iranischen Bad City statt (Drehort: Kalifornien). Die surreal-zarte, platonisch-melancholische Liebesgeschichte erinnert an Kathryn Bigelows „Near Dark“ und Tomas Alfredsons „So finster die Nacht“.
Sheila Vands Augen gleichen teilweise Lina Leandersson Blick, wenn sie als Engel der Nacht ihre Rache an denen das weibliche Geschlecht unterdrückenden Männern vornimmt. Aber die urbane Industrial-Wüste entstammt eines frühen David Lynch, so wie das ausdrucksstarke, von Dunkelheit umhüllte Schwarzweiß die Düsterkeit eines Abel Ferrara spiegelt, vornehmlich sein Vampirdrama „The Addiction“ sowie „Ms .45“.
„I’m lost“, klagt der als Dracula verkleidete Arash über sein Leben in dem Ort, durch dessen verlassene Straßen der Wind heult, wo jeder fremd, allein und einsam ist. Wie in „Only Lovers…“ ist es die Musik, die im weit weniger ausgefeilten, roheren „A Girl Walks Home Alone at Night“ eine emotionale Brücke schlägt, ein vielseitiger Soundtrack von Electro-Synthies, Morricone-Orchester, Minimal Techno und hinreißendem Pop und Rock.
Dieser Wechsel von rauschhafter Hypnose und ausgenüchterten Purismus gibt der verwegenen Lovestory ihre Magie in bedrückender Atmosphäre. Deutlich mehr Film Noir als Western, lässt „A Girl Walks Home Alone at Night“ mit Schleier-Vampir und vielen Toten im Straßengraben spezielle iranisch-politische und muslimisch-soziale Lesarten zu, ohne sie auszubuchstabieren; Gefahr und Erotik vereinen sich vortrefflich zur Indie-Kunst.
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Ein Gedanke zu „A Girl Walks Home Alone at Night“