ohne deutschen Start
Das niederländische Auslandsoscar-Shortlist-Drama „Lucia de B.“ von Paula van der Oest („Zus & zo“, „The Domino Effect“) handelt von dem bekanntesten Fehlurteil in der jüngeren Justizgeschichte des Landes. Oest fasst zusammen, wie die Kinderkrankenschwester Lucia de Berk 2003 durch ein unanfechtbares Lebenslänglich-Urteil für sieben angebliche Morde trotz wackliger Beweislage zum Opfer eines unfassbaren Justizirrtums wird, bis zu ihrer endgültigen Rehabilitation 2010. Womit sie über sechs Jahre unschuldig als „Kinderserienkillerin“ im Gefängnis einsaß und in dieser Zeit alle Hoffnung verlor, weil jede Berufung scheiterte.
Der als eindringliche Chronik angelegte „Lucia de B.“ unterschlägt einiges, darunter die hysterische Hexenjagd der Medien und die Anzweiflung des Schuldspruchs durch den Investigativreporter Peter R. de Vries. Van der Oest bemüht sich um ein Frauen-Doppelporträt mit Schwerpunkt auf Lucia (Ariane Schluter, „Borgman“), die in der Haft ein Psychokollaps erleidet, sowie der Nachwuchsstaatsanwältin Judith Jansen (Sallie Harmsen, „Loft“), deren Gewissen sie viel zu spät gegen ihre skrupellose Vorgesetzte aufbegehren lässt, die Beweise manipuliert und vernichtet.
Das wäre genug Stoff für einen erschütternden menschlichen Thriller, nur ist „Lucia de B.“ kaum mehr als ein konventioneller TV-Film, der alles andere als packend vorüberschleicht. Vor allem das Drehbuch-Team hätte nachsitzen und sich „Der Richter. Recht oder Ehre“ als Vorbild nehmen müssen – so bleibt van der Oests Drama ein Film der liegen gelassenen Möglichkeiten, der einen empörenden Fall nicht ins Allgemeine und über niederländische Landesgrenzen hinaus richtig übertragen kann. Dabei ist das in kühlem Blau vorgetragene Los des „Engel das Todes“, charakterisiert als liebenswerte Kümmerin, so reich an emotionalen Wirkungstreffern, dass es schon eine Kunst ist, sie so schläfrig verrieseln zu lassen.
imdb ofdb
Trailer nur auf Niederländisch
Die Lucia de B. Verfilmung hat uns sehr berührt. Das Zwischenmenschliche wird durch hervorragende Schauspieler gut getroffen. Die Kameraführung hoch professionell.
Der Film lehrt uns viel über Menschen und die lauten und die leisen Töne. Auf jeden Fall empfehlenswert!