Rosewater

Jon Stewarts Bebilderung der Folterhaftzeit des Journalisten Maziar Bahari im Iran ergreift trotz Gael García Bernal kaum

Rosewater Cover

Jon Stewart, USA 2014
ohne deutschen Start
Story: Im Sommer 2009 reist der Newsweek-Reporter Maziar Bahari in den Iran, um in seiner früheren Heimat über die Präsidentenwahl zu berichten, die Ahmadinedschad mit massiven Fälschungen gewinnt. Als er Scharfschützenmorde bei Protesten filmt, wird er monatelang lang als „Spion“ im Gefängnis gequält.
Von Thorsten Krüger

Als Jon Stewart, bis heute sarkastischer Moderator der Satiresendung „The Daily Show“, 2009 ein kurzes Jux-Interview mit dem iranischstämmigen Journalisten Maziar Bahari in Teheran führte, ahnten beide nicht, dass die dortige Geheimpolizei dieses als eindeutigen Beweis für die Spionagetätigkeit Baharis, wahlweise für die CIA oder die Juden, halten und ihn dafür 118 Tage lang in Haft misshandeln und foltern würden.

Bahari, dessen schwangere Frau Paola in London auf ihn wartete, veröffentlichte über sein Horrorerlebnis im Evin Gefängnis (das Äquivalent zu Abu Ghuraib) das Tagebuch „Then They Came for Me“ und Jon Stewart fühlte sich verpflichtet, dies unter dem poetischen Titel „Rosewater“ zu einem allerdings recht prosaischen, wenn nicht leicht naiven Drama mit simpler Freiheits-Rhetorik über die Gewalt einer Despotie zu adaptieren.

Scheut sich, Brutalität ungeschminkt zu zeigen

„Rosewater“ ist nicht gerade „Midnight Express“, weil Stewart sich scheut, Brutalität und Elend im berüchtigten Evin ungeschminkt zu zeigen, weil er nur ein Bruchteil der sadistischen Foltermethoden der paranoiden Schergen des islamofaschistischen Mullah-Regimes darstellt, wo Bahari, redlich verkörpert von Gael García Bernal („Babel“), mit allen Mitteln von seinem Inquisitor (Kim Bodnia, „Serena“) gebrochen werden soll.

Weder reicht die kurze Demo-Episode an den schockierenden „The Green Wave“ heran, noch tritt die Zerrissenheit eines Menschen zwischen seinem Land und einer inhumanen Diktatur auch nur annähernd so brillant wie kürzlich in „The Green Prince“ zutage. Selbst Baharis tote Schwester, seine verbitterte, schmerzgeprüfte Mutter (Shohreh Aghdashloo) und eine Generationen unter Kuratel bleiben zu blass, um zu berühren.

Kafkaesker, absurder, wahnhafter Apparat

Dadurch, dass Stewart eine spezifische Geschichte auf eine Parabel streckt, nimmt er ihr die rohe emotionale Wirkung, riskiert gar die Glaubwürdigkeit von Baharis erst eingeschüchtertem, schließlich furchtlosem Verhalten und den Zwiegesprächen mit seinem toten Vater, der die Tortur jahrelang unter dem Schah erlitt. Das Ringen darum, darunter nicht zu zerbrechen oder sich vor laufenden Kamera zu erniedrigen, packt kaum.

Folter und Gulags sind das, was alle Regimes zu allen Zeiten miteinander verbindet, könnte ein bedrückendes Fazit lauten (die USA kann man wegen Guantanamo getrost mit dazurechnen). Das Kafkaeske, Absurde ist dem wahnhaften Apparat zu eigen, der überall Feinde sieht, die es mit äußerster Härte zu bekämpfen gilt. Dafür braucht das solide Werk aber gewiss nicht Howard Shores klischeehaftes Nahost-Musikgeweine.

imdb ofdb

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