Kinostart: 23.04.2015, DVD/BD-Start: 03.09.2015
Der Londoner (Drehbuch)Autor Alex Garland, Vorlagengeber für die Danny-Boyle-Hits „The Beach“, „28 Days Later“ und „Sunshine“, konzentriert sich in seinem selbstverfassten Regie-Debüt auf den Turing-Test an der ersten selbständig denkenden KI in einem Frauenkörper: „Ex Machina“ mutet in seinem fensterlos-klaustrophobischem Hochsicherheits-Edel-Ambiente wie ein futuristisches Theaterstück mit drei Personen an.
Sofern man Sexroboter Kyoko nicht dazuzählt. Den hat sich das tyrannische Wunderkind und aggressive Genie Nathan erschaffen – ein von Minute eins an psychopathischer Frankenstein, dessen gefangene Schöpfungen aus gutem Grund vor ihm fliehen wollen. Oscar Isaac („A Most Violent Year“) ist hinter seinem Taliban-Bart kaum wiederzuerkennen und erfüllt als dominanter Alpha-Bully alle Steve-Carell-Stereotypen aus „Foxcatcher“.
Domhnall Gleeson gibt als dauerbefangener Milchboy Caleb das brave Bübchen, was in „Alles eine Frage der Zeit“ Charme hatte. Hier nervt, dass der Ja-Sager-Jüngling dem Widerling kein Kontra gibt. Die Unbehaglichkeit dieses leise köchelnden Psychoduells sorgt für einen Dauer-Suspense, dem Alicia Vikander („Inside Wikileaks“) zauberhafte Pausen als neugierig-attraktive KI im Ballerina-Body mit blau leuchtenden Innereien verleiht.
Sie ist das Herz von „Ex Machina“ und startet zu sphärischen Klängen eine träumerische Romanze. Ihr Sinn fürs Menschliche und Ästhetische macht sie zur vorsichtig flirtenden Verführerin, deren begründete Angst davor, abgeschaltet zu werden, sie an einem heimlichen Ausbruchsplan tüfteln lässt. Das bleibt eine zähe Angelegenheit, weder so übel wie „Transcendence“ noch so brillant wie „Her“, knapp schwächer als „Autómata“.
Garland hat ein Gespür für Trendsetter-Themen, aber seine hippen Storys versprechen stets mehr, als sie abliefern können. In reduzierter Art räsoniert „Ex Machina“ was es heißt, a) ein Mensch, b) eine Frau und c) ein manipulierter Computer-Nerd zu sein, der gleich zweifach benutzt wird. Das geht trotz löchriger Dramaturgie in Ordnung und endet pessimistisch: Menschen sind nach der technologischen Singularität überflüssig.
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