ohne deutschen Start
„I see dead people“ – ein Satz, den man ja noch nie in einer psychologisch-übernatürlichen Mystery gehört hat. Der Taiwanese Leste Chen, der 2005 den passablen Fluchhaushorror „The Heirloom“ entwarf und seit längerem in China dreht, wo auch „The Great Hypnotist“ entstand, vermengt „The Sixth Sense“ mit „Spellbound“ (dt: „Ich kämpfe um dich“) und „Inception“ zu einem grundsoliden, nicht immer überzeugenden Therapiesitzungs-Duell um Schuld, Verdrängung und Vergebung, bei dem die „Shutter Island“-Frage auftaucht, wer Arzt und wer Patient ist.
Nicht allzu hochkarätig treffen Zheng Xu („No Man’s Land“) und Karen Mok („Fallen Angels“) aufeinander, Ersterer als Hypnose-Doktor Xu, eine Kapazität auf seinem Gebiet, dem eine Kollegin einen schwierigen Fall anvertraut – nämliche Letztere, als schnippische Schnepfe, die vorgibt Geister zu sehen und die der Wasserphobiker der Lüge überführt. Psychotische Wahnvorstellungen werden in „The Great Hypnotist“ in einem sorgfältigem Edel-Dunkel aus Komposition und Dekor geheilt.
Den Bildern ist mal wieder nicht zu trauen, das Echo von Shyamalan hallt schon länger durch Asien (siehe „Inner Senses“), das von Nolan kommt nun dazu, während Hitchcocks Psychoanalyse-Klassiker immer wieder auftaucht („Suffocation“). Weder kann sich Leste Cheng von den Vorbildern lösen, noch mehr als das Übliche daraus formen. Seine Erinnerungslandschaften sind mit CGI visuell verbessert, die Traumarchitektur freilich nie so brillant wie bei „Inception“.
Im Design zeigt sich gehobene Klasse, in der sich fließend verändernden Realität gleichfalls, anderes ist oft unsubtil und der (absehbare) Twist benötigt eine ellenlange Erklärung, anstatt aus der Erzählung selbst hervorgehen zu dürfen. Jüngste Beispiele wie Wang Songs „Enchanted Doll“, Jorge Dorados „Mindscape“ und Brad Andersons „Stonehearst Asylum“ sind ähnlich gestrickt, dem mittelprächtigen Script und der etwas angeberischen Regie fehlt ein Stück zu „Ich. Darf. Nicht. Schlafen.“, „Rigor Mortis“ und „That Demon Within“.
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