ohne deutschen Start
Der erfolgreiche B-Horrorfilmer Adam Green (Splatter-Slasher-Reihe „Hatchet“, Eisthriller „Frozen“) spielt sich selbst in seiner Fake-Doku „Digging Up the Marrow“, wäre aber hinter der Kamera besser aufgehoben. Als Partner agiert Genrestar Ray Wise („Suburban Gothic“), was jede Realitätsnähe ausschließt, dafür unterhaltsam ist. Leider kapriziert sich Green darauf, uns vergeblich von der Wirklichkeit der Kreaturen zu überzeugen.
Ganz Amerika soll hier von einem Netz unterirdischer Metropolen durchzogen sein, wo mindestens 40 verschiedene Spezies, die missverstandenen Missgeburten dieser Welt, leben und durch versteckte Eingänge nachts hervorhuschen. Bei Clive Barker hieß das Midian, hier sind es die Marrow – die Tore zur Unterwelt, nicht spirituell, sondern real. Wo „Nightbreed“ mit einer Varietät der Formen glänzte, machen sich die Wesen bei Green rar.
„Digging Up the Marrow“ verschwendet viel Zeit mit der suspension of disbelief, was einfach nicht funktioniert, weil Green eine lockere Mischung aus Behind-the-Scenes-Einblicken in seine Tätigkeit, Fan-Conventions und seinem Sideproject, der Monster-Suche verwendet. Kurzweilig sind vor allem die zahlreichen Cameos (Lloyd Kaufman, Tony Todd und Don Coscarelli), insbesondere die von Tom Holland und Kane Hodder.
Die klasse Kreatur-Kreationen aber – inspiriert von den Werken des US-Grafikers Alex Pardee – sieht man bestenfalls kurz vorbeihuschen oder als Artwork in Dekkers Zeichnungen. Eine Fantasy-Achterbahn wie „Trollhunter“ ist damit ausgeschlossen. Und Bedrohlichkeit oder Frösteln kann Green, der auf Bluteffekte verzichtet, nicht hervorbringen. Es gibt keine creepy Exkursion wie in „The Borderlands“, „Mr. Jones“ oder „The Taking“.
Dekkers Vergangenheit und Schizo-Verhalten liegen brach; obwohl Glaube ein zentraler Begriff ist („I want to believe“), beschränkt sich die Liebe zu Monstern in fröhlicher Fandom-Revue, nicht tieferen Sinnfragen. Das Wackelvideoende lässt einen keinen Deut mehr an Ungeheuer glauben, „Digging Up the Marrow“ fehlt die Eignung zur Beunruhigung: viele wenig eindrückliche Standards, dafür legere Laune mit einigen Szenegrößen.
imdb ofdb