Kinostart: 09.04.2015, DVD/BD-Start: 07.09.2015
Basierend auf einem wahren Schicksal – das Ende zeigt den echten Przemek – fügt sich das trotz eines 25-jährigen Leidenswegs von einem, der sich anderen nicht mitteilen kann, verblüffend leichte, humorvolle und unsentimentale Drama „In meinem Kopf ein Universum“ vom Krakauer Film- und Fernsehregisseur Maciej Pieprzyca in die Tradition von „Schmetterling und Taucherglocke“, „Zeit des Erwachens“ und „Mein linker Fuß“.
Schwachsinnig. Ein Gemüse. So lautet die harte Diagnose einer Ärztin an dem Jungen, der keine Kontrolle über seine verkrampften Muskeln hat, sich im Rollstuhl krümmt und sich nicht verständlich machen kann – er bringt nur ein Stöhnen zustande. Aus dem Off aber kommentiert Mateusz hellsichtig sein beschauliches Leben auf dem Parkett des elterlichen Doppelwohnzimmers, während ihn die Therapeuten aufgegeben haben.
Nur sein liebevoller Handwerkervater und eine Krankenpflegerin erkennen in seinen Augen Intelligenz, niemand sonst im Laufe der Jahre, die vorüberziehen, bis die Mutter einen Schlaganfall erleidet und der Vater verstirbt (Pieprzyca spart das aus – auch sonst hält er sich emotional zu lange hinter dem Berg, um viel auszulösen), woraufhin der nun erwachsene Mateusz in ein Heim für geistig Behinderte kommt und isolierter denn je ist.
Er erlebt stets nur kurze Momente des Glücks, auf die oft viele bittere Phasen folgen, die andere verzweifeln lassen würden. Aber auch wenn „In meinem Kopf ein Universum“ lapidar zeigt, wie ihm (zur Sicherheit) die Schneidezähne gezogen werden, kommentiert er dennoch selbstironisch seine Lage und trocken das (Familien)Leben um ihn herum, auch sein großes Interesse für weibliche Brüsten ist alles andere als bierernst.
Der Satz „alles wird gut“ fällt oft, auch wenn er kaum weniger zutreffen könnte und puren Durchhaltewillen verlangt, bis ein simples Augenzwinkern zur Rettung wird. „Ich bin kein Gemüse“, lauten die mit einer Symboltabelle geäußerten ersten Worte von jemanden, der nach 26 Jahren erstmals wie ein Mensch behandelt wird. Ein wohltemperiertes Klavierleitthema hat ihn und den Zuschauer über die Jahre seiner Gefangenschaft getragen.
Im Vergleich zu Andrzej Jakimowskis letztlich fadem Blindendrama „Imagine“ macht Pieprzyca deutlich mehr richtig, lässt manche Möglichkeiten Mateusz näher zu kommen aber auch liegen, wenn einiges zu sehr vorbeidriftet. Dawid Ogrodnik (aus dem Oscargewinner „Ida“) bietet eine körperlich fordende Meisterleistung wie Eddie Redmayne in „Die Entdeckung der Unendlichkeit“, der insgesamt ein Stück mehr zu Herzen ging.
imdb ofdb