DVD/BD-Start: 04.05.2015
So einfühlsam wie sein Indie-Debüt, die New-Jersey-Tragikomödie „Station Agent“, ist Thomas McCarthys vierter Regie-Job „The Cobbler“ zwar nicht. Seine Vorliebe für Sozialdramen mit Herz für den kleinen Mann äußern sich in einer Fantasykomödie zum Schmunzeln und Liebhaben, an der die US-Kritik kaum ein gutes Haar ließ, damit dem rührenden, topbesetzten Wunderspaß des magischen Realismus aber nicht gerecht wird.
Seit Längerem kommt Adam Sandler („#Zeitgeist“) mal ohne geschmacklos-unlustigen Klamauk aus, schlurft etwas lethargisch durch ein anständiges und menschliches Werk, das seine Nostalgie über das High Concept stellt, weshalb „The Cobbler“ die überdrehte Spritzigkeit der Universal-Fernbedienung „Klick“ oder der Amnesie-Romanze „50 erste Dates“ abgeht. Die Body Switches kommen ohne jeden Spezialeffekt aus.
Vorübergehend jemand anderes zu sein wird kein „Being John Malkovich“-Wahnsinn, vielmehr beinahe ein „Wunder in der 8. Straße“: Ein alleinstehender Handwerker, der weiß, dass sein Lebenszug längst abgefahren ist, und in vierter Generation ein Gewerbe führt, das in modernen Zeiten unterzugehen droht, bekommt unverhofft eine zweite Chance und lernt, seine neuen Möglichkeiten für die richtige Sache einzusetzen.
„The Cobbler“, zu deutsch: Schuster, erlaubt ihm nur ein paar anarchische Späße, für einen Yuppie-Aufreißer taugt Max nicht, sondern erfüllt lieber seiner greisen Mutter den Herzenswunsch, ihren vor Jahren verschwundenen Vater wiederzusehen. Auftritt Dustin Hoffmann („Rain Man“) und jede Szene mit ihm ist sagenhaft rührend, ebenso die nahegehenden Folgen des schönsten Abends. Dann beginnen die erwarteten Komplikationen.
Einen schwarzen Gangster (Rapper Method Man, „8 Mile“) auszurauben, überfordert die brave Seele, was einigen recht überflüssigen Blödsinn anstiftet, aber bei Ellen Barkin („Sea of Love“) als kriminelle Miethai-Braut und ihrem Büttel hat Max dann mehr Erfolg: Ein Werdegang als Pate der kleinen Leute, auch um Nachbarschafts-Aktivistin Carmen (Melonie Diaz, „Fruitvale Station“) zu gefallen, was McCarthy aber nur anreißt.
Neben einer Vermittlung von bedrohten altmodischen Werten, die man nur gerne schätzen lernt, greift „The Cobbler“ den Zusammenhalt von alteingesessenen Einwohnern ebenso auf, wie ein Familiendrama, das mit Jimmy, dem Barbier (Steve Buscemi, „Fargo“) beginnt und mittels zwei toller Twists zum eigenen Vater führt, in einem zwar nicht sonderlich glaubhaften, dafür herrlich märchenhaften Ende zum Glücklichsein.
imdb ofdb