Mara und der Feuerbringer

Die deutsche Teenkomödie plus Mythenfantasy ist cleverer als andere Zielgruppenstullen, hat mithin Charme, aber keine Würde

Mara und der Feuerbringer Cover

Tommy Krappweis, D 2015
Kinostart: 02.04.2015, DVD/BD-Start: 22.10.2015
Story: Die 15-jährige Münchner Schülerin Mara leidet unter ihrer Esoterik-Mutti und Weltuntergangs-Visionen von Drachen und nordischen Göttern. Mit Mythologie-Professor Weissinger reist die übersinnlich begabte Seherin durch die Zeit zu Gott Loki und dem Feuerbringer, um das drohende Ragnarök zu vereiteln.
Von Thorsten Krüger

„Bernd, das Brot“-Autor Tommy Krappweis verfilmt Teil eins seiner eigenen Jugendbuch-Roman-Trilogie, eine Teen-Fantasy mit Zeitreisethematik wie die „Liebe geht durch alle Zeiten“-Reihe („Rubinrot“, „Saphirblau“), aber lange nicht so hohl wie diese. Die komische Mythenschau ins Reich von „Thor“ & Co. hat viele Promis, Köpfchen und Charme, strebt aber würdelos durch die Fährnisse teutonischer Reißbrett-Teenproduktionen.

Der in sonnigem Münchner Flair erstrahlende von „Mara und der Feuerbringer“ ist gehoben dialogwitzig, nur die unbedarfte Regie kommt mit zwanghafter Lässigkeit nicht hinterher. So kommt die Pauschalreise nach Mordor trotz gelegentlicher Sophistication auch deshalb nicht über ihren Horizont hinaus, weil sie von ihren eigenen Scherzen so überzeugt ist, dass ihr gar nicht auffällt, wie sehr sie über den Fremdschäm-Acker stolpert.

Figurenarsenal deplatzierter Fernsehdarsteller

Ein fürs Jungvolk fabriziertes, pseudocooles Jugendsprech ist wohl eine Folge von „Fack ju, Göhte“ und eine Terrorzicke im Schulhof-Mobbing-Modus wird sogleich eine der größeren Filmpannen hierin. Mara (traniger Pfannkuchen: Lilian Prent) harmoniert wenigstens im Wort-Ping-Pong mit ihrer Esoterik/Öko-Mami (TV-Nudel Esther Schweins) und dem Prof (locker lustig, plappert aber zu viel: Jan Josef Liefers mit Vollbart).

Aber nicht nur „Stromberg“ – Christoph Maria Herbst – ist als Loki fehlbesetzt: In der RTL-Produktion tummelt sich ein Figurenarsenal deplatzierter Fernsehdarsteller, die so schlecht geschminkt sind, dass ihnen die Strähnchen zu Berge stehen. Zu sehr scheint ihr Habitus durch, was „Mara und der Feuerbringer“ samt seiner Kulissenhaftigkeit und der künstlichen Inszeniertheit etwas richtiggehend Anti-Authentisches verleiht.

Mummenschanz mit Soap-Kostümen

Der Mummenschanz mit Soap-Kostümen und nicht konkurrenzfähigen Effekten verballhornt sich immerhin selbst, wobei tatsächlich Intelligenz aufblitzt, auch wenn es oft in die Kinderprogramm-Mentalität eines Bildungsclips mündet, oder man sich nicht selten fragt, ob diverse New-Age-Ulken (einschließlich Heino Ferch als Guru) tatsächlich ernst gemeint sind. Wenigstens versucht Krappweis gar nicht erst so etwas wie Realismus.

Dadurch gewinnt „Mara und der Feuerbringer“ Charme, bleibt aber zu zerfahren für eine Spannungskurve und die endlos-naseweisen Popkultur-Anspielungen nerven bald gehörig. Dann staunt Mara am meisten über das Geschehen, derweil sich der Zuschauer regelmäßig an den Kopf fasst und auch die exzessive Selbstironie als Alibifunktion durchschaut. Die Kinderfilmklasse von „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ bleibt derzeit exklusiv.

imdb ofdb

3 Gedanken zu „Mara und der Feuerbringer“

  1. Jeder darf unseren Film blöd finden wie er mag und das logischerweise auch schreiben, veröffentlichen, auf Alufolie denken oder laut über den Bahnhofsvorplatz brüllen.
    Aber Schauspieler (vor allem eine junge Schauspielerin am Anfang ihrer Karriere) persönlich zu beleidigen ist die allerunterste Kategorie und sollte für jeden Kritiker, der wenigstens halbwegs ernstgenommen werden will, eigentlich tabu sein. Das ist zumindest meine Meinung und ich mach mich jetzt mal auf den Weg zum Bahnhof.

  2. Jeden Film, der auf Komm & Sieh ausführlichen besprochen wird, haben wir (leider) auch gesehen.

  3. Nun gut, jeder hat einen anderen Geschmack, aber das heißt doch nicht, dass man sich für eine Filmkritik nicht auch den Film anschauen sollte, oder? Alles was hier steht, sieht für mich eher nach einer Trailer-Analyse als einer Filmkritik aus. Ich finde z.B. dass die Charaktere genau richtig besetzt wurden und nein ich habe nicht am Film mitgewirkt, falls das nun jemand denken sollte. 🙂

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