Dragon Blade

Dragon Blade Cover

Tian jiang xiong shi, Daniel Lee, CHN 2015
DVD/BD-Start: 29.01.2016

Die in China so frequentierte Disziplin der Historienactionepen hat Daniel Lee („Black Mask“, „Three Kingdoms“) auf einen ergriffenen Nationalgesang um interkulturelle Freundschaft und soldatische Primärtugenden wie Loyalität und Opferbereitschaft angewandt. Jackie Chan schaltet trotz einiger tragikomischer Aspekte vorwiegend in den dramatisch-ernsten „Police Story“-Gang. Wie mehrfach erprobt, schmückt sich auch der Blockbuster „Dragon Blade“ mit Hollywoodgrößen – John Cusack („2012“) und Adrien Brody („Grand Budapest Hotel“) – zur besseren weltweiten Verwertbarkeit.

Ein Konzept, das zumindest an der chinesischen Kinokasse aufging – global darf ein Erfolg der Heldenbeweihräucherung bezweifelt werden. Nach einem Archäologie-Prolog startet „Dragon Blade“ ins Jahr 48 vor Christus, um eine Geschichtskapriole aus der Fantasyabteilung zu bebildern: Darin verbrüdert sich Huo (Chan) als Kommandant der fiktiven Seidenstraßen-Schutzeinheit mit einer geflüchteten Legion römischer Soldaten von Centurion Lucius (Cusack) gegen die anrückende Übermacht des grausam-verschlagenen Verfolgers Tiberius (Spaß am Bad Guy: Brody).

Verteidigungskrieg in „300“-Unterzahl

Chans Markenzeichen, die verspielt-einfallsreichen Auseinandersetzungen samt vollem Körpereinsatz, ergeben keine neuerliche Buddy-Komödie vom „Rush Hour“-Schlag, sondern einen Verteidigungskrieg in „300“-Unterzahl mit Anleihen bei der Schlacht der fünf „Hobbit“-Heere. Zuvor befestigen die ebenbürtigen Heeresführer in west-östlicher Freundschaft an der symbolträchtigen Seidenstraße den zerstörten Außenposten Wild Geese Gate als Friedensstadt Regum, um eine Friede-allen-Rassen-Botschaft dick aufzutragen: Aufbauen statt zerstören.

Chan zu Cusack: „You train kill people. We train save people.“ Ja, „Dragon Blade“ ist unabsichtlich politische Satire. Im Waffenbrüderpathos der Soldaten erreicht die Erfolgs-Schwelgerei einen applausintensiven Volksfestcharakter. Da schüttelt’s einen. Très masculin, dazu Kitsch mit einem blinden Kind, einige Tearjerker-Szenen und große Ansprachen, „heroes are not afraid to die“. Mut haben, nicht kleinherzig beigeben und das Richtige tun, ohne moralische Nuancen dem Bösen die Stirn bieten.

Erreicht nicht die ersehnte epische Größe

Römer sind (in naheliegender Anspielung auf die USA, oft als das moderne Rom bezeichnet) ehrenvolle Blutsbrüder im Kampf, was Anlasser für den Acionmotor ist: gefällig anzusehende Einzelduelle und Massengetümmel mit Reiterhorden und Kulissen, wie der PC sie schuf. Daniel Lee, nicht der beste Regisseur der früheren Kronkolonie, erreicht erwartungsgemäß nicht die ersehnte epische Größe. Pathos- und Propagandaresistente erhalten in „Dragon Blade“ indes eine ansehnliche bis lustige Lektion, wie China sich sieht und Geschichte gerne hätte. Mit sympathischen Friedenswächtern.

Caroline Lin

imdb ofdb

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.