ohne deutschen Start
Die nach „The Adopted“ zweite Regiearbeit der französischen Schauspielerin Mélanie Laurent, bekannt für „Inglorious Basterds“ und „Enemy“, nimmt sich des Bestsellers „Dich schlafen sehen“ von Anne-Sophie Brasme an und sondiert in „Breathe“ die dunklen Seiten einer passionierten Freundschaft. Ein nachvollziehbares, sehr echt gespieltes Adoleszenzdrama, das eine erst zärtliche, schließlich zerstörerische Beziehung auskostet.
Von Joséphine Japy („Der Mönch“) als uneitle, hübsche Charlie, erst recht von Lou de Laâge („Eine Hochzeit und andere Hindernisse“) als selbstbewusste, sexy Sarah wird in Zukunft noch zu hören sein – beide erschaffen eine vollendet subtile und doch schwelgerische Andeutung eines platonischen Liebesfilms im Nachhall von „Blau ist eine warme Farbe“, ein fragiles, authentisches Geflecht frei von jedem Voyeurismus.
Wie sich „Breathe“ durch ein unbedachtes Wort, das einen Mikro-Riss im Miteinander erzeugt, nunmehr allmählich zu einem ausgewachsenen Psychodrama verdunkelt – auch visuell -, bleibt zwar weiterhin dem ungeschminkten Naturbelassenheitskonzept treu, hebt aber die sanfte Vagheit von Eifersucht und Begehren auf und verkürzt sie zu einem Depressions-Abseits, das vor sich hin brütet und sich auf das Absehbare beschränkt.
Im milden Realismus mit Nouvelle-Vague-Einfluss aus geschickter Handkameraführung und einer Montage, die dies traumhaft im Fluss hält, liegt Laurents Stärke und der Reiz eines ungezwungenen Sommer-Flirts, in dem alles möglich scheint, in Impressionen und Spontaneität vor dem Hintergrund des Soziallebens im Klassenverbund. Charlie hat Sarah vorübergehend für sich, kann aber nicht verwinden, sie wieder teilen zu müssen.
Wie Unausgesprochenes und Lügen aus Sarah eine toxische Feindin machen und eine üble Konstellation erzeugen, die ohne wirklichen Zwang fatal endet, beklemmt durch seine Echtheit, in der beide Gefangene ihrer Gefühle sind. Dass sich Charlie niemanden anvertraut oder wehrt, sondern alles in sich hinein frisst, bis sie sich in einer hyperventilierenden Überreaktion die Luft zu atmen zurückholt, hat einen Hauch von „Heavenly Creatures“.
imdb ofdb