ohne deutschen Start
„Fatal Frame“ – nicht zu verwechseln mit dem lausigen Giallo „Fatal Frames“ – ist die Verfilmung der bei uns als „Project Zero“ bekannten japanischen Survival-Horror-Adventure-Reihe, von dem Tecmo seit 2001 fünf Konsolengames programmiert hat. „Bilocation“-Regisseurin Mari Asato widmet sich dem geisterhaften Geheimnis femininer Adoleszenz, was ihr faszinierend kunstvoll gelingt, den Zauber aber nicht wahren kann.
Das ohne „Ringu“-Fuchsfrauen auskommende, stark an klassischen westlichen, psychologischen Gothic/Ghost-Tales orientierte Mysterium wirkt in Teilen wie ein japanischer „Picknick am Valentinstag“ – das weiche Licht evoziert eine viktorianisch anmutende Natur und Architektur, eine ätherische, in Deko und Kostümen nie überladene Klosterschulen-Innenansicht um die charms & curses weiblicher Übergangsphasen.
Mit den Spielen hat „Fatal Frame“ kaum mehr gemein als den Markennamen, selbst die Camera Obscura, mit deren Fotos den Geistern Einhalt geboten wurde, geht in einem Subplot verschütt. Dafür errichtet Asato eine Ästhetik-Atmosphäre zwischen Arthouse und Genre, Coming of Age und Geisterstunde, „A Tale of Two Sisters“ und John Everett Millais’ präraffaelitischen Gemälde, der moribund in einem Fluss treibenden „Ophelia“.
Dies gerät glatt so hypnotisch wie „Suspiria“, abzüglich Argentos misogyner Penetrationsobsession, dafür mit einer von Goblins legendärem Score inspirierter Orgel-Melodie. In dezenter wie schöner Farbgebung packt Asato ihre (sexuell) erwachenden Protagonistinnen in Traumwatte, erzählt von dem „Fluch, der sich nur auf Frauen auswirkt“ und gestaltet allerhand phantasievoll-surreale Geistervisionen – leise, stimmig, künstlerisch.
Sie hätte nur so weitermachen brauchen und ihr bisheriges Kleinod „Bilocation“ damit in den Schatten gestellt. Der hat zwar nicht mehr Substanz, ist aber, ebenfalls mit ausgeprägter Doppelgänger-Thematik, fokussierter und verliert sich nicht in einer konfus-opaken Story, die mit Besessenen, Massensuiziden und viel Gewisper immer weitere Mysterys auffächert, was bald verflacht und weder Interesse noch echtes Frösteln erweckt.
Übrig bleibt eine lesbisch angehauchte Grusel-Fantasie über die verwunschene Zeit als Mädchen. „Fatal Frame“ verzichtet auf jede Videogame-Dramaturgie vom Stile „Silent Hill“, erschafft Schauerstimmung ohne Schockorchester, kurzum: hat die besten Voraussetzungen. Nur, um wenig luzide und zwingend den Faden zu verlieren und alles ganz genau zu erklären, womit er einiges an Wirkung verfehlt. So zerfällt ein Meisterwerk.
imdb ofdb