Kinostart: 07.05.2015, DVD/BD-Start: 20.11.2015
Im mit dem Max-Ophüls-Publikumspreis ausgezeichneten Spielfilmerstling „High Performance“ der Grazerin Johanna Moder, einer Liebeswirren-Komödie um zwei Brüder, die um die gleiche Frau konkurrieren, steckt ein handfestes Wirtschaftsdrama um Habsucht und Spionage. Ein paar Storystandards zu viel dominieren die Verwicklungen um den aus der Art geschlagenen Wiener Lebenskünstler Daniel, der seine Betriebswirt-Sippe und den Karriere-Bruder Rudi (Manuel Rubey aus „Braunschlag“) anpumpen muss, für diesen zunächst widerwillig dessen neue Kollegin Nora auf romantische Kopplungsfähigkeit ausspäht und sich dabei selbst in sie verguckt.
Die im „jungem deutschen Stil“ angebahnten Romcom-Turbulenzen nehmen einen Drall in Ernste, streifen sogar das Thrillermetier, wenn Daniel bemerkt, als Romeo in einem Fall von Betriebsspionage eingesetzt zu werden und dass sein geldgieriger Bruder ihn nach Strich und Faden belügt und manipuliert. Dabei ist das Opfer Nora gar nicht so wehrlos – ganz anders der Chaot Daniel, was Moder zu einem veritablen Versager-Porträt zusammenfügt. Sowohl die Bürowelt als auch die Menschen sind, drei natürlichen Schauspielern sei Dank, wie aus dem Leben geschnitten.
Die Fauxpas, die der undiplomatisch gescherte Daniel begeht, sind dafür reichlich unsubtil und kaum komisch. Hinzu kommt, dass er rekordverdächtig langsam kapiert, wie er als Bauer in einem kriminellen Schachspiel missbraucht wird. Damit entsteht das Bild einer ahnungslosen Spaßbremse, der in die Röhre schaut, weil das Leben an ihm vorbeiläuft. Nur bringt ihm das keine Sympathien ein, selbst im Vergleich zum Bruder, der finanziell reüssiert zum Preis moralischer Verdorbenheit.
Besonders schmal: Moders Masche, andauernd per Unterbrechungen die Figuren (speziell Daniel) unter Druck zu setzen und ihnen die Souveränität zu nehmen, wird schnell fadenscheinig. Außerdem erweist sich der gelackmeierte Knallkopf als echter Bremsklotz für „High Performance“. Das soll noch Komödie sein? Womöglich Satire … Für eine Familienkonstellation sind weitere Figuren zu knapp bemessen, dabei wäre die psychologisch genaue, charakterstarke Gegenüberstellung von Lebenskunst (samt moderner Theater-Kommune) und unethischem Kommerz, von Gier und Gefühlen eine Fundgrube für Pointen – wenn man sie denn zu mehr als ein paar Dialogwitzen nutzen würde.
imdb ofdb