ohne deutschen Start
Für seine erste Kinoarbeit seit über zehn Jahren schwenkt US-Horrorauteur McNaughton nach einigen Auflockerungen zum Frühwerk zurück, wo er mit „Henry – Portrait of a Serial Killer“ das True-Crime-Subgenre quasi erfand. Dessen Blutzoll ist passé, aber die psychische Härte und die menschliche Grausamkeit, zu der Monster auf zwei Beinen fähig sind, ist dem langsam getakteten Psychothrillerdrama erhalten geblieben.
Es ist eine nach außen hin normale und friedliche Familie, hinter deren Fassade die Bösartigkeit brodelt – wie aus der Feder von Stephen King. Konkrete Erinnerung an dessen Klassiker „Sie“ (verfilmt als „Mysery“) weckt der von seinen Charakteren angetriebene „The Harvest“ mit einer vermeintlichen Helikoptermutter, die sich erst als Eiszapfen und Kontrollfreak, schließlich als brutale Horror-Psychopathin zu erkennen gibt.
Die sonst so brave Samantha Morton („Cosmopolis“), lässt in der Kathy-Bates-Rolle gehörig frösteln, der immer zuverlässige Michael Shannon („Take Shelter“) als verdruckster Schlaffi, halb Komplize, halb verzagter Meuterer, führt mit ihr eine kranke Beziehung, die dem Killerpärchen aus „Alléluia“ gleichkommt, zumal richtig gut gespielt. Die junge Natasha Calis (aus Ole Bornedals „Possession“) bietet beiden herzhaft Paroli.
Nur die archetypische Story um Verbrechen aus Kinderliebe berauscht wenig. „The Harvest“ um einen krank-kalten Extremfall samt üblen, aber kaum wirkungsvollen Dreh weist gewisse Glaubwürdigkeitslücken auf (allein der Keiner-glaubt-mir-Plot ist schon unerquicklich). Und die quälende Konstellation, die, langsam und karg ausgestaltet, sehr absehbar auf ihren tragischen Kulminationspunkt zusteuert, muss man erst mal schlucken.
imdb ofdb