Kinostart: 16.07.2015
Kindmänner und Mängelexemplare über 40 sind derzeit die Essenz amerikanischer Komödien. Besonders Ben Stiller hat sich auf den Typus des unreifen Mittelklasse-Losers spezialisiert, der sich nach Wahrhaftigkeit sehnt, was in „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ weit köstlicher geschah, als in „Gefühlt Mitte Zwanzig“, der die Midlife-Crisis auf ein Pärchen ausweitet zu einem Porträt verunsicherter Individuen.
Wie in „Greenberg“ ist Stiller wieder erste Wahl für Noah Baumbach, der nach dem Erfolg seines (völlig überschätzten) Kritikerlieblings „Frances Ha“ freie Hand hat, dennoch ohne Not vom Indie/Arthaus-Fach in den Hollywood-Mainstream wechselt. Seine Dramödie mit einigen satirischen Eigenschaften und weiter spürbarem Woody-Allen-Einfluss mag dadurch zugänglicher geworden sein, aber auch deutlich gewöhnlicher.
Im Kontrast von drögem Spießer-Gespann (Stiller und Watts) sowie spontanen Twen-Duo (Adam Driver und Amanda Seyfried) stehen sich alt und jung, digital und analog, falsch und authentisch gegenüber. Aber die fein beobachtete, kleine Kultur-Komik muss sich den Platz mit schwachen Romcom-Standards teilen und die Frauenfiguren treten unbegründet an den Rand. Dafür erhält das Neurotiker-Summarium mit Stiller zu viel Raum.
Schwierig wird „Gefühlt Mitte Zwanzig“, wenn Josh/Cornelia in mangelnder Menschenkenntnis ohne Verstand oder Lebenserfahrung dem lächerlichen Hipster-Manierismus der Jungen auf den Leim gehen. Während Josh, der vor Bewunderung nur noch blubbert, im Jugendwahn einen hinterhältigen Aufschneider nicht erkennt, machen sich beide Minderwertigkeitskomplexler noch mit jeder Esoterik-Peinlichkeit zum Affen.
Darin schleicht sich ein Betrugsplot ähnlich zuletzt „High Performance“, doch „Gefühlt Mitte Zwanzig“ dekonstruiert seine klischeetriefenden Generationen-Gegensätze, bis nur noch um ihren Bauchnabel kreisende Personen übrig sind und Moralfragen mit einem Alles-erlaubt-Achselzucken und reaktionärem Kinderkult enden. Narzissten und ihre Problemchen. Das hinkt Indie-Selbstfindungen wie „Alex of Venice“ ermüdend hinterher.
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