Kinostart: 28.05.2015
Die Psychostudie nach dem 2008 erschienenen Kurzroman „Das Zimmermädchen“ von Markus Orths verheißt Vielversprechendes, alldieweil Ingo Haeb, Regisseur der Dramen „Neandertal“ und „Sohnemänner“ auch das Script zur Mockumentary „Fraktus“ schrieb. Und zumindest stilistisch kann „Das Zimmermädchen Lynn“ auch interessieren, nicht jedoch für die Erlebnisse und Innenwelten seiner unzugänglichen Protagonistin.
Vicky Krieps („A Most Wanted Man“) überzeugt als indifferente, gefühl- wie freudlose graue Maus, die in eigenbrötlerischer Unauffälligkeit unter dem Bett von Hotelgästen ein wohliges Second-Hand-Leben führt. In aufgeräumter, strenger Kadrage wohnt ihr Haeb stumm und lange bei monotonen Nichtigkeiten bei, unergiebigen Gesprächen mit ihrem Psychologen, banalsten Sätzen mit ihrer Mutter. Vieles wirkt wie abgelesen.
Die kalte Distanziertheit dieser Heimlichen, die ungestört ihren Obsessionen frönt, bedingt mehrfach Nacktheit und Sex – beides ist nirgendwo so abtörnend wie in deutschen Filmen (und die S/M-Nummer ist einfach nur Schwachsinn). Dass mit der billig blondierten Chiara (bemüht mysteriös: Lena Lauzemis aus „Wer wenn nicht wir“) Lynn aufblüht, involviert in der Folge nicht – sie ist trotz freundlichem Score zu sympathiearm dafür.
Diese erotische Begegnung läutet eine hoffnungsvolle Wende ein, hilft dem minimalistischen Kammerspiel beinahe zur naiven Arthaus-Lesben-Ausgabe von „50 Shades of Grey“. Aber Märchen- und Kunstfilmelemente wollen nicht harmonieren. Beim besten Willen: „Das Zimmermädchen Lynn“ ist vorwiegend dröge und ohne jedes Geheimnis, hat aber zumindest Flair. Unterhaltungswert und Einsichten bleiben sehr überschaubar.
imdb ofdb