Kinostart: 11.06.2015, DVD/BD-Start: 15.10.2015
Die Biografie der Kreativkopfs und Komponisten der Beach Boys, Brian Wilson, benannt nach seiner Solo-Single „Love & Mercy“, ist keine „Good Vibrations“-Karaoke. Bill Pohlad, Produzent von „12 Years a Slave“ und „Der große Trip – Wild“, veranstaltet halb ein konventionelles Biopic, das wieder mal Genie und Wahnsinn bemüht, halb einen unorthodoxen Trip in eine gebrochene Psyche samt psychedelischen Exkursionen.
In erster Linie aber ist „Love & Mercy“ Schauspielerkino. Trotz geringer optischer Ähnlichkeit verkörpern Paul Dano („Little Miss Sunshine“) und John Cusack („Der Butler“) den jungen und älteren Wilson hochklassig. Auch Elizabeth Banks („Mockingjay“) als allzu passive Schönheitskönigin und Paul Giamatti („The Amazing Spider-Man 2“) glänzen, auch wenn letzterer als manipulatives Monster mit Toupet mächtig überzieht.
Sonne, Strand und Sex sind folglich Mangelware, hier herrscht „I’m Not There“-Anspruch. Auf zwei Zeitebenen folgt Pohlad Wilson, der Stimmen im Kopf hört und in eine (Musik)Welt driftet, in die ihn niemand mehr folgen kann. Seine Epiphanie wird zum Wahn, die Folge eines rohen Vaters, der Gift für den Sensiblen ist und ihn beinahe taub prügelte. Per superben Sounddesign geht „Love & Mercy“ auch akustisch auf den Psychotrip.
Allerdings: Es dauert ganz schön lange, den Verstand zu verlieren. Und die Romanze zwischen Wilson, inzwischen ein Gefangener im Luxuskäfig eines widerlichen Wurms, ist nicht minder schleppend, zumal Melinda ewig braucht, um den Kuckucksnestbewohner aus seiner Gefangenschaft zu erlösen. Tempo spielt in dem Psychogramm eben keine Rolle. Nicht die Hitparade, nur das Verhalten der Musiker im Aufnahmestudio zählt.
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