Kinostart: 28.05.2015, DVD/BD-Start: 15.10.2015
Ein einzelnes „Erdbeben“ wie 1974 reicht heute nicht mehr – ein ganzer Schwarm Erdstöße sprengt erst den Hoover Damm, dann Los Angeles und San Francisco. „San Andreas“, benannt nach der tektonischen Verwerfung, die Kalifornien durchzieht, ist eine so sündteure wie sinnloses Effektorgie. Aber auch ein Katastrophen-Porno, der sogar Spaß macht. Und das, obwohl er haarscharf und überraschungsfrei, jedoch weniger trashig das Reißbrett-Konzept von Roland Emmerichs „2012“ und „The Day After Tomorrow“ übernimmt.
Kurzum: „San Andreas“ gleicht einem Videospiel, das immer noch einen drauf setzen muss und gnadenlos der Eskalationslogik des ultimativen Spektakels folgt. Das nach dem Jules-Verne-Abenteuer „Die Reise zur geheimnisvollen Insel“ zweite Teamwork von Brad Peyton und Publikumsgarant Dwayne Johnson („Fast & Furious 7“) setzt auf dessen Charme als strahlender Held. Denn Peyton hält ungeniert amerikanische Werte und Flaggen hoch, wenn ein Superkerl (Johnson) zuerst seine Ex (Klotz am Bein: Carla Gugino, „Sin City“) per Helikopter aus den einstürzenden Neubauten von L.A. rettet und anschließend mit ihr die Tochter in den Trümmern von San Francisco sucht, durch das ein Tsunami rauscht.
„San Andreas“ holt nach, was die Nation in New Orleans verpasste, nutzt die Verheerungen als Charaktertest, um eine separierte Familie anrührend kitschig wiederzuvereinen und sogleich einen neuen Freund für das Töchterchen zu freien. Da dies herzlich fürs Konservative wirbt und die Jung-Lovestory zum Schmelzen schön ist, lässt sich der patriotische Gruß verschmerzen. Außerdem hat die erstklassige Effektschlacht einen hohen Unterhaltungswert und lässt keinen Stunt, keine Gefahr zu Lande, zu Wasser und in der Luft aus, um sein Loblied auf Heldenmut, Erfindergeist und Zusammenhalt der USA zu singen. So virtuos und intelligent wie Gareth Edwards „Godzilla“ ist das selbstredend bei Weitem nicht, aber wesentlich besseres Popcornkino, als uns Emmerich in letzter Zeit zugemutet hat.
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