Kinostart: 16.07.2015, DVD/BD-Start: 17.12.2015
Wahnsinn Deutschland: Dietrich Brüggemann („3 Zimmer/Küche/Bad“) wechselt nach seiner strengen wie anstrengenden Autorenfilm-Passion „Kreuzweg“ radikal die Richtung und teilt in einer Satire-Komödie deftig aus gegen Rechte und Linke, gegen Medien, Intellektuelle, TV-Talks und Kulturbetrieb (einschließlich Christoph Schlingensief), Politiker und den Verfassungsschutz. „Heil“ gleicht einer Ausgabe der Satirepostille Titanic („Wer kennt diesen Mann?“) mit dem Humor des MAD-Magazins.
Schauplatz, aber nur einer von vielen, ist das brandenburgische Nazinest Prittwitz, wo grenzdebile Schlägerglatzen (Dick & Doof brutal) mit der hirnverbrannten Antifa kollidieren, wo ein größenwahnsinniger DNP-Politiker (Benno Fürmann, „Der blinde Fleck“) unter falscher Flagge ein Scharmützel plant und einen farbigen Antirassisten für seine Zwecke missbraucht. Locker ein Dutzend Akteure mischt mit, deren hanebüchene (Liebes)Handlungen Brüggemann ohne Pause, einfallsreich und pointiert aufs Korn nimmt. Er genießt das Chaos, das er planvoll anrichtet, stiftet Tumult und Verwirrung – aber mit Köpfchen.
„He, mit so was macht man keine Witze!“ „Heil“ hat eine dem unterschätzten „Hai-Alarm am Müggelsee“ vergleichbare Situationskomik (dessen Michael Gwisdek als Trottel vom Verfassungsschutz mitwirkt) und das frenetische Tempo von „The Interview“ – ohne Bad-Taste-Ergüsse, dafür mit Panzer und Artillerie. Im Schwung und Überschwang geht die politische Diskussion unter, der Slapstick ufert aus und einige Running Gags laufen sich veritabel tot.
„Heil“ hebt immer mehr zur kirren Klamauk-Fantasie ab, zieht seine Sache aber konsequent durch und ist nie um eine spöttische Eingebung verlegen. Von Hansdampf (für Lonsdale), dem schwulen Kampfhund Jesus, Rapper GröFaZ (Gröbster Fehler aller Zeiten) bis zu irren Dialogen, Schlägen auf den Kopf und einigen Toten: Brüggemann teilt rabiat aus, auch selbstironisch, verschont niemand. Die Schärfe mag in dieser Kissenschlacht verloren gehen, nicht aber der Spaß, der cameoreich die Wartezeit auf „Er ist wieder da“ (Start im Oktober) munter verkürzt.
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