Kinostart: 02.07.2015, DVD/BD-Start: 03.12.2015
Eine Tragikomödie der ganz anderen Art für Leute, die über Onanie- und Sodomie-Witze lachen können, ist „Men & Chicken“ des Dänen Anders Thomas Jensen, der sonst an Drehbüchern für Oscar-Material wie „In einer besseren Welt“ oder „The Salvation“ feilt, sich in pechschwarzen Regiestreichen austobt („Adams Äpfel“) und sich hiermit selbst übertrifft. Ein exquisiter Trip, fast so legendär geschmacklos wie „Ex Drummer“.
Die krasseste Inzuchtsippe diesseits von Tobe Hoopers „Texas Chainsaw Massacre“ – minus des Kannibalismus – führt eine (Gewalt)Groteske im Hühnerstall auf. Abermals sind es maskuline Sonderlinge, allesamt Halbbrüder, Kennzeichen: Hasenscharte, die sich wie zurückgebliebene Kinder nonstop die Schädel einschlagen, zugleich über wissenschaftliche Abhandlungen und die Bibel diskutieren. Und das Geheimnis ihres Vaters wahren.
Denn „Men & Chicken“ ist eigentlich eine äußerst originelle Abart von H.G. Wells „Die Insel des Dr. Moreau“, um das mit strikter Brutalität gehütete Gruselkabinett im Keller eines Mad Scientist, die Fehler der Natur und die Verbrechen der Forschung, deren allzu menschliche Ergebnisse ein schweres Erbe antreten und ihre Herkunft klären – und zwar in einem verrottendem Sanatorium mit gleich einem ganzen Zoo an Nutztieren.
Dies trägt Jensen skrupellos konsequent vor, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken und je in einen Comic abzudriften. Bierernster Slapstick, absurd-smarte Dialoge zu Darwin und Genetik, Dänemarks Star, der grandiose Mads Mikkelsen als dumpfer Masturbant im Duell mit Søren Malling („Die Königin und der Leibarzt“) als Tyrann bieten eine große (Freak)Show. Aber eine humanistisch-nahegehende, die eine Familie zivilisiert.
imdb ofdb
Ein Gedanke zu „Men & Chicken“