Kinostart: 31.12.2015, DVD/BD-Start: 03.05.2016
Beinahe geräuschlos nähert sich der mit namhaften Charakterstars gerüstete, dunkle Crime-Thriller „Die Vorsehung“, der im besten Sinne an „Das Schweigen der Lämmer“ und „Seven“ erinnert. Mit dem Unterschied, dass die bizarre Mordserie durch die hellseherische Intuition eines Psychiaters („Hannibal Lecter“ Anthony Hopkins wieder im Dienst des FBI) aufgeklärt wird. Der Mann mit dem Zweiten Gesicht findet im aus Mitleid mordenden Erlöser (selbstgerechte Jesus-Figur: Colin Farrell, „Saving Mr. Banks“) seinen Meister, ein Einfluss, der bis auf Cronenbergs „The Dead Zone“ zurückreicht.
Der Brasilianer Afonso Poyart, der nach dem Actionerfolg „2 Coelhos“ seinen Hollywoodeinstand gibt, beweist große stilistische Finesse und Eleganz, die Marc Forsters „Stay“ ebenso folgt wie Alfonso Gomez-Rejons „Warte, bis es dunkel wird“. Statt eines vordergründigen Spiels mit Genreformeln und Effekten hält er sich mit „Die Vorsehung“ nicht nur dezent zurück, sondern erreicht mit einem sehr organischen Legierung aus intelligentem Drehbuch, charakterlich-biografischer Komplexität und guten Darstellern ungewohnt reifes, erwachsenes Kino.
Trotz Todesvisionen, Vorahnungen und übernatürlicher Gaben bleibt „Die Vorsehung“ auf dem Boden, ist angenehm unspektakulär und verkneift sich jedes Aufplustern – so sehr, dass mitunter ein Nolan´scher Dreh Marke „Inception“ fehlt. Im Konflikt der an Verlusten laborierenden Figuren (Veteran Jeffrey Dean Morgan, „The Salvation“, und Abbie Cornish aus dem „RoboCop“-Remake sind noch mit von der Partie) handhabt Poyart sensibel Bestimmung, Euthanasie, Schicksal und Erlösung, was nur im Finale emotional etwas zu kurz gerät. Ansonsten ist ihm eine kleine, leicht obskure Gemme gelungen.
imdb ofdb