Kinostart: 06.01.2016, DVD/BD-Start: 19.05.2016
Nach seinem Oscargewinner „Birdman“ beschreibt Alejandro González Iñárritu, der Erforscher menschlicher Extremsituationen, einen Überlebenskampf, der sich wie eine Neudefinition des Westerns als Männer-Survival-Marathon ausnimmt. Dass „The Revenant“ so gegenwärtig und authentisch ausfällt, liegt nicht nur am Volleinsatz der Darsteller, sondern vor allem an der sagenhaft brillanten Kamera von Emmanuel Lubezki.
Der hatte schon in „Children of Men“ Kunststücke vorgeführt und uns in „Gravity“ nachhaltig schwindeln lassen. Seine Steadycam-Panoramen zu Naturlicht sind einfach nur eine Sensation, die Mobilität und Agilität spektakulär, wie allein die Eingangsszene demonstriert, ein Indianerüberfall, später ein unglaublicher Kampf zwischen Mensch und Grizzlybär. Dass es die eine Actionsequenz zu viel gibt, hat aber Iñárritu zu verantworten.
Man glaubt beinahe, Michael Manns „Der letzte Mohikaner“ wäre mit der Bedrohlichkeit von P.T. Andersons „There Will Be Blood“ inszeniert, wenn sich (frei) nach Michael Punkes Roman „Der Totgeglaubte“ von 2002 ein Abenteuer Mann gegen Natur entwickelt, das zwischen „Pathfinder“ und „Walhalla Rising“ steht. Montana als impressiver, wilder Kontinent bietet unwegsame Wälder, dampfigen Regen und fahles Sonnenlicht.
Leonardo DiCaprio startet nach seiner Glanzleistung in „The Wolf of Wall Street“ eine wahre Tour de Force als verfilzter Wildhund, der von Rache getrieben 300 Kilometer weit durch den meterhohen Schnee stapft, um den Mörder seines Adoptivsohns zur Strecke zu bringen, nämlich ein kaum wiederzuerkennender Tom Hardy, der neue „Mad Max“. Als glückloser Kommandant spielt ferner „Star Wars“-General Domhnall Gleeson mit.
Je länger „The Revenant“ dauert, und er dauert zweieinhalb Stunden, desto mehr meditative Aspekte à la Terrence Malick treten bei. Es wird spirituell wie Jarmuschs „Dead Man“, nur viel physischer. Brutaler. Blutiger. Unerbittlicher. Derweil liegen Costners „Der mit dem Wolf tanzt“ und die Genozidanklage „Das Wiegenlied vom Totschlag“ nicht weit. Ein bildgewaltiges Survival-Epos, das seine Wucht nur durch die Überlänge einbüßt.
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