Spotlight

Souveräner wie erschütternder Journalisten-Thriller mit Top-Besetzung über die Aufdeckung eines kirchlichen Missbrauchsskandals

Spotlight Cover

Tom McCarthy, USA 2015
Kinostart: 25.02.2016, DVD/BD-Start: 30.06.2016
Story: Als Marty Baron 2001 Chefredakteur des Boston Globe wird, setzt er das Spotlight-Team von Walter Robinson auf eine Reihe von Kindesmissbrauchsfällen durch Priester an. Die Journalisten decken massive Verbrechen auf, die die katholische Kirche in Boston seit Jahrzehnten unter den Tisch kehrt.
Von David McAllan

Der bislang nicht sonderlich auffällig gewordene, zuletzt mit der Adam-Sandler-Fantasy „The Cobbler“ immerhin gefällige Tom McCarthy, trifft mit dem Tatsachen nachempfundenen „Spotlight“ ins Schwarze. Ihm gelingt ein authentischer Journalismus-Film par excellence, der mit seiner Zunft selbstkritisch ins Gericht geht und sich mit hochklassigen Darstellerauftritten komplex-erwachsen einem Kehlen zuschnürendem Thema verschreibt.

Ganz in der Tradition von „Die Unbestechlichen“ bricht der auch fürs Script mitverantwortliche McCarthy in „Spotlight“ eine Lanze für genau jene Art des Journalismus, die eigentlich bereits ausgestorben ist und beschreibt, wie Investigativarbeit funktioniert. Dieses Prozedere von Profis, die ihr Metier kennen, missbraucht er nicht, um anzugeben und eine Schnurre zu bemühen, sondern zeigt es so unplakativ wie die Missbrauchsfälle.

Pädophilie als System

Die Redakteure recherchieren an einem riskanten Sujet, denn „the church is tough“ und das nicht nur in Boston, wo die meisten Leser katholisch sind und die Kirche mächtigen gesellschaftlichen Einfluss besitzt. Zeugenaussagen ohne falsche Betroffenheit zeitigen Wirkung und jede Entdeckung zieht weitere Kreise. Die Story wächst und wächst, bis sie fast alle Dimensionen sprengt: 80 Priester allein in Boston – Pädophilie als System.

Aber die Kirche steht über dem Gesetz, bringt Mitwisser zum Schweigen und lässt Beweise verschwinden – und das seit Jahrzehnten. Diesen Kampf um die Aufdeckung der Wahrheit schildert „Spotlight“ mit der bestechend souveränen Handhabe filmischer Mittel, die der Recherche die Spannung eines Thrillers verleihen. Was etwas kurz kommt, ist die Perspektive der Opfer, aber die bietet beispielsweise „Philomena“ auf eindrückliche Art.

Es stehen Bestleistungen zu Buche

Wenn die Reporter entsetzt das Ausmaß eines globalen Musters bis hinauf in den Vatikan begreifen („how do you say no to god?“), stehen Bestleistungen zu Buche, die von Mark Ruffalo („Foxcatcher“) und Michael Keaton („Birdman“) angeführt werden. Aber auch Rachel McAdams („Alles eine Frage der Zeit“), Liev Schreiber („X-Men: Origins“) und Stanley Tucci („Die Tribute von Panem“) haben denkwürdige Auftritte.

„Spotlight“ darf nicht nur als Oscarkandidat eine wichtige Rolle spielen.

imdb ofdb

Ein Gedanke zu „Spotlight“

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