69 Tage Hoffnung

Gut besetzte und gespielte, dramatisch-spannende Rettungs-Chronik über verschüttete Minenarbeiter in der Wüste Chiles

69 Tage Hoffnung Cover

The 33, Patricia Riggen, USA/RCH 2015
Kinostart: 11.02.2016, DVD/BD-Start: 14.07.2016
Story: Im August 2010 werden 33 Bergleute in einer chilenischen Mine verschüttet. Eine Rettungsaktion läuft nur an, weil die Regierung um ihren Ruf fürchtet. Während oben verzweifelte Angehörige campieren, fiebert die Welt mit, wie nach den Verschütteten gebohrt wird, die ohne Nahrung auf sich allein gestellt sind.
Von Thorsten Krüger

Die erste Verfilmung des Grubenunglücks von San José ist eine internationale Produktion, vorwiegend mit Latino-Beteiligung vor und hinter der Kamera (Regie führt die Mexikanerin Patricia Riggen, „La misma luna“). „69 Tage Hoffnung“ gelingt trotz bekanntem Ausgang – die Rettung der Bergleute fand 2010 in den Medien große Resonanz – eine souverän inszenierte, emotionale Achterbahn zwischen Drama und Thriller.

Mit technischen und filmischen Können verdeutlicht „69 Tage Hoffnung“ nach einem spektakulären Einbruch, wieso es eine Urangst ist, lebendig begraben zu sein. Zumal in Chile, wo der Betreiber zuerst alle sich häufenden Warnhinweise auf Einsturzgefahr ignoriert und dann die Eingeschlossenen abschreibt, weil in dieser Mine noch nie jemand gerettet wurde. Eine entsetzliche Situation für die Überlebenden im Berg.

Urangst, lebendig begraben zu sein

Ihre Nahrung reicht für drei Tage, Fluchtleitern enden im Nichts, ihre Angehörigen werden mit der Waffe vertrieben – sie alle wissen, was ihr Leben wert ist: nämlich keinen Heller. Das Refugium in 700 Meter Tiefe, wo permanent 32 Grad und mehr herrschen, ist eine Todesfalle. Antonio Banderas und (endlich wieder im Kino:) Lou Diamond Phillips stehen den Kumpeln unter Tage vor, Ersterer als Mutmacher, Zweiterer als Pessimist.

Nur aufgrund befürchtet schlechter Presse bewilligt Chiles Präsident zerknirscht eine Rettungsaktion. Ein engagierter Beamter (Rodrigo Santoro aus „300“), ein kühler Chefingenieur (Gabriel Byrne) und die Schwester eines Opfers (überzeugend: Juliette Binoche) treiben die Bohrungen voran, doch die Chancen sind minimal. Das Rennen gegen die Zeit wird zum nervenaufreibenden Spannungswerk mit großen und kleinen Dramen.

12.000 Bergleute sterben jährlich

Pendelnd zwischen Tiefe und dem „Camp Hope“ darüber, gelingt es Riggen, die goldene Mitte zwischen Melodram und Distanz zu finden. Manches gerät ihr zu flüchtig, aber die durchgehend starken Darsteller packen auch in bekannten Erzählmustern. Trotz des Nervenkitzels ist „69 Tage Hoffnung“ von Glaube und Lebensbejahung erfüllt; es ist ein success movie, das Versöhnung und Verbrüderung feiert, aber keine Message vorträgt.

Es übt genug Kritik an der Branche, in der 12.000 Bergleute sterben – jährlich. Nur wenige überleben so sensationell wie diese 33.

imdb ofdb

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