Triple 9

Triple 9 Cover

John Hillcoat, USA 2016
Kinostart: 05.05.2016, DVD/BD-Start: 14.09.2016

Der Polizeicode 999, kurz „Triple 9“, bedeutet die Ermordung eines Kollegen. Die Copkiller sind aber nicht nur verkommene Verbrecher – sie sind selbst Polizisten in Atlanta und unterscheiden sich kaum von den Gangs und der Russenmafia, die sie in Gestalt einer Matriarchin (Kate Winselt als Ice Queen) zu Raubüberfällen zwingt. Ein idealistischer Neuzugang (Bens Bruder Casey Affleck, „Saints“) und sein Onkel, der drogensüchtige Ermittler Allen (Woody Harrelson überzieht als sleaziger „True Detective“), kommen ihnen auf die Schliche.

Der Australier John Hillcoat, bekannt für seine kompromisslos düsteren Gewaltdramen („The Road“, „The Proposition“), taucht in eine dreckige Hölle ein, wo Ex-Militärs und Polizisten gemeinsam töten, Banden und die Mafia foltern und verstümmeln. Der straßenharte Thriller kennt keinen Funken Hoffnung im Unterleib Atlantas, wo selbst das FBI geschmiert wird. So ungemütlich Gewalt und Atmosphäre auch sind, Hillcoat klammert sich nur an sie, das ohnehin schwache Script verliert er beinahe aus den Augen. Dafür bietet er ein Dutzend Charakterköpfe auf, darunter Chiwetel Ejiofor („12 Years a Slave“), Norman Reedus („The Walking Dead“) und Aaron Paul („Exodus: Götter und Könige“).

No-Go-Areas aus schmutziger Nähe

Aber es gibt nichts, was man nicht aus dem Werk von Antoine Fuqua, speziell „Training Day“, oder José Padilhas „Tropa de Elite“ schon kennt. Und für einen ausgebufften Edel-Noir wie „L.A. Confidential“ wühlt „Triple 9“ zu sehr im Sumpf. Erpressung, Skrupellosigkeit und die Slang-Schweine, gegen die der „Bad Lieutnant“ ein Chorknabe ist, entwickeln immerhin einen finsteren Sog, zumal die City ein Kriegsgebiet ist, ein Feindesland aus (A)Sozialsiedlungen. Viel zu selten zeigt Hollywood diese real existierenden No-Go-Areas aus der schmutzigen Nähe – ein bedrohlicher Blick in die Zukunft deutscher Städte angesichts der aktuellen Einwanderungspolitik.

Jochen Plinganz

imdb ofdb

Ein Gedanke zu „Triple 9“

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