Green Room

Punks vs. Skins: illuster besetzter, unerbittlicher Belagerungsthriller, der zum blutigen Todeskampf durchstartet

Green Room Cover

Jeremy Saulnier, USA 2015
Kinostart: 02.06.2016
Story: Als eine unbekannte Punkband bei ihrem Auftritt im Südstaaten-Hinterwald vor Skinheads die falsche Tür öffnet, werden sie Zeuge eines Mordes und in das Zimmer gesperrt, bis die Polizei wieder abgezogen ist. Im Anschluss macht sich die Nazi-Gang daran, den Musikern rund um Pat den Hals umzudrehen.
Von David McAllan

Erst on the road, dann in the room: Anton Yelchin („Star Trek“, „Odd Thomas“) steht abgerissenen Kneipenpunkern vor, die beim Ersatz-Gig an eine Bande krimineller Neonazis unter Führung von „X-Men“-Professor Patrick Stewart geraten, die skrupellos Menschen morden, um damit größere Verbrechen zu kaschieren. Dank Teppichmessern und Kampfhunden tut die Gewalt in den naturtrüben Bildern von „Green Room“ richtig weh.

Was die Terrornacht authentisch macht, sind die menschlichen Reaktionen von beiden Seiten, die beträchtlichen Leistungen vor der Kamera (auch Imogen Poots aus „Need for Speed“ besteht bravourös als Überläuferin) und Jeremy Saulniers stoischer Stil. Der reicht aber nicht so recht an die Coen-Moritate, Cormac McCarthy oder gar die Atmosphäre von Carpenters „Assault“ heran. Und dass, obwohl eigentlich alles stimmt. Fast alles.

Es fehlt das menschliche Momentum

Aber so sehr die ausweglose Lage schrittweise eskaliert und die Angriffe/Überfälle in „Green Room“ die Körper verstümmeln, weder will die Nervenprobe ihre Intensität personalisieren, noch gewinnt der Überlebenskampf an Überzeugungskraft. Im Gegenteil: Die Kills geraten zur Nummernrevue und rutschen ins Beliebige ab. Alles, was an Saulniers hochgelobten Vorgänger „Blue Ruin“ glaubwürdig war, verliert er hier.

Damit fehlt „Green Room“ das menschliche Momentum und er wird zur reinen Exploitation. Eine, die gewiss grimmigen Suspense entfaltet, aber eben auch eine, der der menschliche Kern, die echte Erzählung, die Notwendigkeit fehlt. Der hartgesottene Genre-Enthusiast kommt auf seine Kosten, der Cineast aber detektiert, wenn man das Düster-Harte herausfiltert, wie belanglos die Musikkulturreferenzen in der Luft hängen. Posing.

imdb ofdb

Ein Gedanke zu „Green Room“

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