Bastille Day

Idris Elba auf Terroristenjagd in Paris: Kompetentes Actionthriller-Entertainment, das vorgibt mehr zu sein, als es ist

Bastille Day Cover

James Watkins, F/USA 2016
Kinostart: 23.06.2016
Story: Zoe bekommt kalte Füße, als sie im Büro der Nationalpartei in Paris eine Bombe platzieren soll. Da Taschendieb Michael diese klaut, explodiert sie dennoch. Danach zwingt CIA-Agent Sean den Gauner, mit ihm nach Zoe und den Hintermännern zu suchen, die zum Nationalfeiertag einen Anschlag planen.
Von Thorsten Krüger

Die Realität in Form von muslimischen Terroristen hat diesen überwiegend packenden und lange Zeit brisanten Actionthriller überholt, weshalb die Verschwörung einer Spezialeinheit, Bombenattentate Muslimen unterzuschieben, als zwiespältiger Anachronismus einen unangenehmen Hautgout entwickelt. Aber „Bastille Day“, benannt nach Frankreichs Nationalfeiertag am 14. Juli, fesselt dennoch bestens mit handwerklicher Klasse.

James Watkins, der in „Die Frau in Schwarz“ noch die Langsamkeit zur Tugend erhob, drückt jetzt aufs Tempo. Er jongliert mit einer mitreißenden Plotmaschine, die einen Unfug wie „London Has Fallen“ mühelos in den Schatten stellt, lässt diverse Parteien komplex interagieren und Geheimdienste, Kriminelle, Verschwörer und (womögliche) Terroristen gekonnt täuschen, tricksen und tarnen im Spiel mit harten Bandagen.

Hochwertige Action mit Hirn

Die Methoden des Verschwörungs- und Agententhrillers treffen in „Bastille Day“ auf Trickbetrüger- Caper- und Buddymotive, die sich bis zum enttäuschenden Ende angenehm zurückhalten, wie etwa der wohlplatzierte Humor, der der Devise „weniger ist mehr“ folgt. Bei den smarten Moves durch die Stadt passt die menschliche Note, Amüsement und Spannung entwickeln sich in hochwertig inszenierter Action mit Hirn.

Selbst die Nahkämpfe sind plausibel und das Verhalten der militärisch geschulten Einheiten überzeugt. Ein Hauch von Amouren und Attraktivität huldigt der Stadt der Liebe, in der auf zwei nicht ganz Unschuldige, den Pickpocket und die Bombenkurierin, scharf geschossen wird. Zoe und Michael sind verraten und verkauft. Sie werden wie Hasen gejagt, während die geschürten Unruhen in bürgerkriegsähnlichen Krawallen gipfeln.

Ärgerliche Wendung führt Motive ad absurdum

Spätestens aber mit einer ärgerlichen Wendung, die jeder Actionfreund aus „Stirb langsam“ kennt, führt Watkins das Motiv der rechten Verschwörer ad absurdum: Der hanebüchene Twist, vom CIA-Mann selbstredend als einziger sofort enttarnt, entlarvt alle Anstrengungen als Politthriller als falsche Fährte. Übrig bleibt von „Bastille Day“ ein gehöriger Mumpitz, der alldieweil virtuos auf der Klaviatur des komplexen Actionreißers spielt.

imdb ofdb

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.