Tomorrow

Tomorrow Cover

aka Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen, Demain, Cyril Dion, Mélanie Laurent, F 2015
Kinostart: 02.06.2016

Den César als bester Dokumentarfilm heimste das Gemeinschaftsprojekt des Aktivisten Cyril Dion und der Schauspielerin Mélanie Laurent („Inglorious Basterds“, „Enemy“) ein. Ihre Formel: Schluss mit Pessimismus! Anstatt Schwarzmalerei und Untergangsstimmung zu verbreiten, suchen fünf Freunde nach Reform-Ansätzen und bereisen in „Tomorrow“ zehn Länder, um Lösungen statt Probleme anzubieten. Das ist ein superbes Konzept, das sich als Handlungsanleitung für Jedermann und damit als Lehrfilm für die Zukunft anbietet.

Dadurch ergibt sich der Lass-es-uns-anpacken-Stil quasi von allein, wobei „Tomorrow“ eine ordentliche Portion Optimismus verbreitet. In mehreren Kapiteln decken Experten die Lügen der Industrie auf und zeigen, wie sinnvolle Entwicklungen von denen ausgebremst werden, die viel zu verlieren haben: den Konzernen. Zunächst geben sich die Filmemacher smart bei der Begutachtung von Ideen: „Urban farming sounds great on a powerpoint-presentation“. Am Beispiel Detroit, wo nur noch ein Drittel der Population lebt und genügend Brachfläche für urbane Gemüsezucht liegt, schließen sie dann aber auf alle Städte der Welt, ohne zu hinterfragen, wie das in überbevölkerten Ballungsräumen zu realisieren wäre.

Der Teufel steckt im Detail – aber die Inspiration zählt

Das hat System: „Tomorrow“ gibt rasch alle kritische Prüfung auf und zeichnet rosige Aussichten. Es wird eine Schönwetter-Doku, die kaum nach harten Fakten und belastbaren Zahlen fragt, sondern den Selbstdarstellungen der Interviewpartner glaubt. Das ist naiv und weder gegen Modebegriffe wie Resilienz und Transparenz noch gegen Aktivisten-Folklore gefeit. Der Eindruck, dass sich die Gutmenschen vor und hinter der Kamera gerne selbst auf die Schulter klopfen und ziemlich von sich selbst beeindruckt sind, liegt nicht nur in der schmissigen, dauer-affirmativen Musik begründet.

Das politisch korrekte Loblied auf einfache Methoden und simple Wahrheiten mag damit nur halb überzeugen, weil die Vorschläge nicht immer übertragbar sind; vieles bleibt auf halber Strecke liegen. Dennoch zählt der Wille, etwas zu verändern und Handlungsvorschläge zu erbringen wesentlich mehr als bei anderen Themen. Der Teufel steckt gewiss im Detail – aber die Inspiration zählt.

Thorsten Krüger

imdb ofdb

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.