Miss Hokusai

Miss Hokusai Cover

Sarusuberi: Miss Hokusai, Keiichi Hara, J 2015
Kinostart: 16.06.2016, DVD/BD-Start: 28.10.2016

Die biografische Animation von Keiichi Hara („Colorful“) über Japans berühmtesten Künstler, den für seine Holzschnitte auch im Abendland bewunderten Maler Katsushika Hokusai (sein 1830 geschaffenes Bild „Die große Welle vor Kanagawa“ gilt als stilbildende Ikone), ist alles andere als ein Biopic im Anime-Format, wendet sich dezidiert an ein Arthaus-Publikum und verweigert sich nicht nur durch seine lose, episodische Struktur einer unbeschwerten Rezeption.

„Miss Hokusai“ wird aus der Perspektive der künstlerisch in die väterlichen Fußstapfen tretenden, erwachsenen Tochter O-Ei geschildert, die aber doch immer im Schatten ihres Vaters steht. Für ein emanzipatorisches Historiendrama wie Tim Burtons „Big Eyes“ taugt Haras Ansatz ebenso wenig wie für eine berauschendes Atelierschau nach Art des großartigen „Seraphina“. In dieser Vermeidungshaltung liegt durchaus die Krux – es ist kein rechtes Konzept erkennbar.

Vieles liegt dramaturgisch brach

Halb kostümhaft (1814 in Edo, dem heutigen Tokio), halb dramatisch (O-Eis kleine, blinde Schwester erkrankt), aber doch auch modern (trockener Humor und Egitarren) kommt Hara mehr oder minder stark den Bereichen, Kunst, Familie, Ehrgeiz, Erotik und Sterben nahe, aber alles ohne nennenswerte Pointe. „Miss Hokusai“ lahmt ein wenig. Beste Voraussetzungen – der trüb gestimmte, heruntergekommene und geschiedene Vater verfolgt nur eigene Interessen und geht nie auf die Bedürfnisse seiner Tochter ein – liegen dramaturgisch brach.

In moderater Kontemplation wird selbst der latente Männerhass von O-Ei nicht konkreter aufgeschlüsselt. Ähnlich wie „Die Legende der Prinzessin Kaguya“ von Hayao Miyazakis Kompagnon Isao Takahata haftet Haras Stil etwas Traditionelles, allerdings nicht so Formstrenges an; ein Hauch von Zen durchweht sein Werk allemal, etwas Anti-Spektakuläres. Aber auch der Eindruck, Hara hadere mit seinem Film wie die Protagonistin mit sich, setzt sich fest.

Die Art, wie der Tod von O-Eis junger Schwester O-Nao, die in einem Blindenheim lebt, (nicht) gezeigt wird, ist meisterlich. Es ist die bei Weitem beeindruckendste, berührendste Szene. Gäbe es nur mehr davon, man würde „Miss Hokusai“ seine Mär von der Kraft der Bilder mehr abnehmen.

Caroline Lin

imdb ofdb

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