Money Monster

George Clooney und Julia Roberts als Geiseln in einem Thriller, der satirisch Zeitkritik übt und der Gier-Gesellschaft den Spiegel vorhält

Money Monster Cover

Jodie Foster, USA 2016
Kinostart: 26.05.2016
Story: Der windige Showmaster Lee erteilt in seiner Börsensendung Aktientipps, durch die Kleinanleger Kyle sein Vermögen verloren hat. Deshalb stürmt er das Studio, legt Lee einen Sprengstoffgürtel an und verlangt Antworten. Produzentin Nancy lässt die Kameras laufen, die Polizei rückt mit Scharfschützen an.
Von Jochen Plinganz

Ein Wutbürger nimmt Geiseln und ist in Echtzeit live auf Sendung – ein lupenreines Thriller-Konzept, dessen psychologische Extremsituation viel mit dem koreanischen „The Terror Live“ gemein hat. Nur liefert „Money Monster“ trotz zunächst plakativer Gangart kein Börsen-Bashing. Statt simpler Antworten hält uns die spannende wie unterhaltsame Tour de Force den Spiegel vor und liefert ein Stück Zeit- und Gesellschaftkritik ab.

Seit „The Wolf of Wall Street“ floriert Hollywoods Aufarbeitung der Finanzkrise und schlägt sich in Glossen wie „The Big Short“ nieder – und ebenso diesem Thriller der Schauspielerin Jodie Foster („Das Schweigen der Lämmer“), die in ihrer erst vierten, aber klar kommerziellsten Regiearbeit ein qualifiziertes, gewitztes und schweißtreibendes Paket schnürt, das mühelos alle Register zieht, um ständig am Ball zu bleiben.

Wie konnten 80 Mio. Dollar über Nacht verschwinden

Die durchdringende Situation, in der sich ein Dünnbrettbohrer (sympathischer Aufschneider: George Clooney, „Gravity“) befindet, wenn ein LKW-Fahrer (eindimensional: Jack O’Connell aus dem 2. „300“) mit brachialen Methoden Aufklärung fordert, stößt einen Tag der Wahrheit an. Bald sind es drei („Pretty Woman“ Julia Roberts als bodenständiges Gewissen), die wissen wollen, wie 80 Mio. Dollar über Nacht verschwinden konnten.

Zwar bricht „Money Monster“ eine Lanze für den investigativen Journalismus (die Redakteure müssen erstmalig aktiv recherchieren und einen verschollenen Fondsmanager festnageln), aber allzu ernst nimmt es Foster dann doch nicht mit der Aufklärung. Mit satirischem Spott macht sie sich darüber her, wie Medien funktionieren („Network“ lässt grüßen) – und die heutige Zeit: Unsere Gier nach Geld und Sensation ist verantwortlich.

Nachdenkliches Finale mit Paukenschlag

Galgenhumor und Komik verhindern einen zu grimmigen Ton, denn die fabelhaft harmonierenden Clooney und Roberts haben – wie der Film selbst – das Herz am rechten Fleck. So schmerzhaft weit wie „Nightcrawler“ oder Scorsese geht Foster nicht, Twists und ein Paukenschlag-Finale sind aber nachdenklich genug. „Money Monster“ schlägt bei der Dekonstruktion zweier Loser versöhnliche Töne an, ohne seine Attitüde zu verleugnen.

imdb ofdb

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