Kinostart: 16.06.2016
Die Befreiung der Familie Lutz im „Amityville Horror“ von 1976 (unter gleichem Titel 1979 verfilmt, nebst acht Fortsetzungen und Remake) machte das Pärchen Ed und Lorraine Warren über Nacht zu weltbekannte Dämonologen. Ihrem Wirken setzte „Saw“-Kerkermeister James Wan („Fast & Furious 7“) 2013 ein würdiges Denkmal. Und das Sequel zu seinem Hit, einem der stärksten Horrorfilme der letzten zehn Jahre, hält dessen Niveau.
„The Conjuring 2“ entwickelt zwei Heimsuchungen parallel. Zum einen den am Computer entstandenen crooked man (dt.: krummer Mann), der mit den Worten „this is my house“ die Familie Hodgon terrorisiert. Der wahre Fall, bekannt als „Enfield Poltergeist“, gilt als Englands Amityville. Wan nutzt souverän schaurige Sounds und massierte Schocks – und nimmt sich richtig Zeit dafür. Der Spuk geht selbst vor den Augen der Polizei weiter.
Bis dahin ist der durchweg fulminante Einsatz aller filmischen Schreckensmittel nur gekonnt. Und als die zwei Polizisten sich für nicht zuständig erklären, an einen Priester verweisen und der die Warrens anruft, die dies mit einem Kamerateam vor Ort und viel Skepsis („Lola rennt!“-Star Franka Potente, gerade in einer Filmpause, hat einen Cameo) untersuchen, laviert „The Conjuring 2“ mitunter hart am Limit zu Komik und zur Parodie.
Aber Wan potenziert mit einem guten Twist, der sich aus der zweiten Heimsuchung – dem Geist einer Nonne, der es auf die Warrens abgesehen hat – ergibt, den Horror. War der bislang nach allen Regeln der Effekt-Kunst ordentlich angerichtet, wird es zum Ende hin richtig scary und originell. Wieso der Geist erst so viel Trubel auslöst, um dann umständlich sein Opfer allein zu fordern, bleibt indes das Geheimnis der vier Drehbuchautoren.
Die geniale Wendung (Spoiler: ein Dämon, der einen Geist nur für seine Zwecke benutzt) und Lorraines Todes-Omen, die einen Hauch „Final Destination“ mitbringen, entfachen in „The Conjuring 2“ das Grauen einen Dreh weiter. Aber das eigentlich Bemerkenswerte, das auch den ersten Teil so erstaunlich machte, ist der Zugang zu Gefühlen: Wenn wir als Familie nicht zusammenhalten, haben die Geister ein leichtes Spiel mit uns.
Den übel attackierten Kids (Newcomerin Madison Wolfe beeindruckt als „Exorzist“-artig Besessene) beizustehen und die Angst zu nehmen, seine menschliche Seite zu zeigen und mit der Gitarre Elvis singen – damit führen die Warrens (Patrick Wilson, „Insidious“ & Vera Farmiga, „Der Richter“) vor, wie man mit Liebe Dämonen austreibt. Das mag zwar etwas kitschig sein. Aber nach so viel Schrecken sehnt man sich glatt nach Harmonie.
imdb ofdb