Kinostart: 14.07.2016
Wie späte Sequels gelingen, beweist „Findet Dorie“ liebenswert und rührend. Wie man es vermasselt, Roland Emmerich. Hollywoods Master of Desaster nimmt die Feierlichkeiten zum 20-jährigen Jubiläum des SF-Blockbusters „Independence Day“ – der seinen Durchbruch bedeutete und bis heute mein Lieblings-Popcorn-Movie ist – zum Anlass für eine unfassbar abgedroschene Fortsetzung, die zur wahren Fremdschäm-Oper wird und damit zum weiteren Karrieretiefpunkt des Schwaben.
Den hatte er kürzlich mit dem Schwulenbewegungsdrama „Stonewall“ erreicht (das glatte Gegenteil des exzellenten „Pride“), setzt aber noch einen drauf: „Independence Day: Wiederkehr“ definiert das Wort „ausgelutscht“ neu. Emmerich hat genau eine Idee – alles ist größer als beim letzten Mal. Doch die spielerische Fähigkeit, die Melange aus Bombast, Patriotismus und Humor zu dirigieren, ist ihm abhanden gekommen. Vielleicht war „ID4“ auch nur ein Zufallstreffer. Gleichwohl sind außer Will Smith, der wegen Gagenforderung ausschied, alle Mitwirkenden des Originals an Bord; zudem eine Riege belangloser Newcomer, von denen Liam Hemsworth („Die Tribute von Panem“) so wenig Eindruck hinterlässt wie der Rest.
„Du quasselst zu viel“: Leistungsmerkmale von „Independence Day: Wiederkehr“ sind grausige Dialoge, ein Verhau uninteressanter Personen, lächerliche Einzelschicksale, eine lieblos zusammengewürfelte Dramaturgie, die anmutet, als wäre sie als Appendix vom visuellen Effektprogramm ausgeworfen, das Emmerich seit Jahren benutzt. Weshalb die sekundenschnell vollzogene globale Zerstörungsorgie sich von „The Day After Tomorrow“ und „2012“ kaum abhebt. Klar, sie ist optisch gelungen. Wem das reicht …
Wenn das Notsignal der Aliens nach zwei Dekaden beantwortet wird und eine neue Invasion erfolgt, treten Menschen mit einer von außerirdischer Technologie hochgerüsteten Flotte gegen eine „Aliens“-Mutter an, die H.R. Giger lizenzverpflichtet sein müsste. Dazu steht eine Raumschlacht an, die nicht annähernd an „Star Wars“ heranreicht – egal welcher Teil. Das alles vollzieht sich spannungsarm, schwerfällig und inspirationslos, so dass viel Platz für Peinlichkeiten bleibt. Bei „Independence Day: Wiederkehr“ ist der Trailer tatsächlich besser als der gesamte Käse.
imdb ofdb