The Purge: Election Year

Stimmungsvolle US-Gesellschaftskritik per dystopischer Exploitation, die mit kräftigem Gewalteinsatz satirisch-subversiv austeilt

The Purge: Election Year Cover

James DeMonaco, F/USA 2016
Kinostart: 15.09.2016
Story: Senatorin Charlie kandidiert für das Amt des US-Präsidenten und will die „Purge“-Nacht, in der Verbrechen ungesühnt begangen werden dürfen, abschaffen. Leibwächter Leo hat alle Hände voll zu tun, als Charlies Widersacher ihr prompt ein Killerkommando schicken. Nun müssen sie die Säuberung überleben.
Von Max Renn

Nach der schwachen Fortsetzung „The Purge: Anarchy“ findet James DeMonacos dystopische B-Thriller-Reihe zu einem modus vivendi, der Polit-Horror-Satire mit den Wonnen des Exploitation-Kinos vereint. „The Purge: Election Year“ erzeugt mit Klassenkampf, Bürgerkrieg, Attentaten, Waffenwahn und Populismus-Wahlkampf ein monströses (Zerr?)Bild der USA, optisch wie weltanschaulich finster, ganz gegen das Establishment.

Das „Halloween für Erwachsene“, die titelgebende Terror-Nacht, nimmt US-Werte publikumsnäher aufs Korn als der darin gescheiterte „Independence Day: Wiederkehr“, mit einem Bruchteil dessen Budgets, 10 Millionen. Senatorin Charlie (die unbekannte Elizabeth Mitchell, „Lost“, als Brillenblondine) und ihr loyaler Security Chef (wieder dabei: Frank Grillo, „Warrior“) werden hier von einem Überfall-Kommando gejagt.

Monströses (Zerr?)Bild der USA

Verräter und Verschwörer erschaffen eine Vertraue-niemandem-Paranoia, freilich sind Gut und Böse aber klar verteilt und in einer schwarzen Nachbarschaftswache und Ghetto-Patrouille finden sie Unterschlupf und Hilfe. Scharfschützen, Verrückte, folterwütige Banden, eine „Sucker Punch“-artige Blaxploitation-Girlgang und ein nicht zu knapper Gewalteinsatz bringen Stimmung in die nahe, unserer Gegenwart ähnelnden, Zukunft.

Das schließt zu Carpenters düsterem „Escape From New York“ auf (es fehlt nur noch der Kult-Soundtrack) und an aktuellen Bezügen mangelt es wahrlich nicht. Rassenunruhen und Wahlkampfrhetorik nehmen zentrale Plätze ein, wenn „The Purge: Election Year“ aus der Schmuddelecke des Kinos sich mit dem unangenehmen Spektrum Amerikas befasst, nicht als Essay, sondern gefiltert durch einen subversiven Gewalt-Thriller.

Apokalypstisch-gespenstische Momentaufnahmen

Der Black-Lives-Matter-Bewegung wird alle Sympathie entgegengebracht. Ebenso klar sind auch die Bezüge zur NRA, der US-Waffenlobby, die hier als NFFA (New Founding Fathers of America) karikiert wird. Im Straßenkampf und religiös motivierten, faschistischen Säuberungen per Sturmgewehr entstehen in der nächtlichen War Zone mit ihren Fallen, Mördern und Söldnern apokalyptisch-gespenstische Momentaufnahmen.

Die Themen, bei denen unseren Politikern die Knie schlottern, haben eine Brisanz, für die kein hiesiger Regisseur die Eier hätte. Es ist bezeichnend, dass in der BRD kein derart rebellisches Werk gedreht wird. „The Purge: Election Year“ wäre in unserer durchkontrollierten Filmförder- und Gremienlandschaft unmöglich. Sie ist porentief gesäubert – fast der größere Alptraum als das Szenario dieser dritten Ausgabe der SF-Noir-Franchise.

imdb ofdb

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