Kinostart: 18.08.2016
Trotz eines katastrophalen Werts von nur 26% positiven Kritiken bei Rotten Tomatoes wartet die Comicversion von „Das dreckige Dutzend“ mit Features auf, die das tonal-stilistische Chaos in „Suicide Suqad“ aufwerten, wenn nicht gar retten. Adrenalin-Regisseur David Ayer („Herz aus Stahl“, „Sabotage“) lässt das Figuren-Arsenal mit Kiddie-Posen häufig nerven, entdeckt aber verblüffend menschlich-mitfühlende Seiten an ihnen.
Die Grundidee, eine Elite-Einheit aus Antihelden zu generieren, verlässt das propere Terrain glattgebügelter „Avengers“ und nimmt die Fährte von „Deadpool“ auf, traut sich aber längst nicht so wild und anarchisch aufzudrehen. Zunächst irrlichtert die Dramaturgie sinnlos und umständlich umher, dient nur dazu, die vielen Freak-Figuren vorzustellen und andauernd Verweise auf andere Helden aus dem DC Comicuniversum unterzubringen.
„Suicide Squad“ veranstaltet ein Kasperltheater und feuert Effekt-Breitseiten ab, in denen wenig zur Geltung kommt. Zum Nebel dieses Tohuwabohus kommt der Testosteron-Dampf eines Jerry Bruckheimer, wenn der Irrsinn von „Con Air“ durchscheint. Krampfhaft müht sich der Humor um Lockerung, fällt aber so kindisch aus, dass man sich die Selbstmordbrigade aus „Das Leben des Brian“ herbeiwünscht. Bis sich die Manier verfängt.
Mag das Motto „stay evil“ auch aufgesetzt bleiben, die sympathy for the devil zu klar seine Zuneigung verteilen: Diese „Suicide Squad“ entwickelt, wenn sie sich auf Himmelfahrtskommando in einem „Escape From New York“-Szenario befindet, aus der Miniatur-Tragik der Schmerzensmänner und -frauen eine dramatische Dimension, die die „Expendables“ nie erreichten. Nur die Atmosphäre eines John Carpenter bleibt Wunschdenken.
So kann im sonst nur leidlich unterhaltsamen, uferlos zelebrierten Fantasy-Action-Tumult für den, der das braucht, die Gruppe Ausgestoßener menschlich punkten, wenn sonst die zwanghaften Pointen daneben gehen. Hinter der Fassade geht einem das Schicksal von Deadshot (Will Smith, „Men in Black“), Harley (gilt als neuer Stern am Himmel: Margot Robbie aus „The Wolf of Wall Street“) oder Diablo (Jay Hernandez) nahe.
Nur der Joker ist ein Witz – Jared Leto („Dallas Buyers Club“) chargiert derbe. Natürlich erreicht „Suicide Squad“ nicht die Tiefe und Ernsthaftigkeit eines „Watchmen“ oder Guillermo del Toros Monsterromantik in „Hellboy“. Im Effektschwulst jenseits der Physik ist eh alles möglich – und damit alles egal – doch dazwischen zeigt das augenzwinkernde Spektakel Herz. Das ist mehr, als der leere Bombast von „Batman v Superman“ bot.
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