Deepwater Horizon

Atemberaubend, authentisch, adrenalinstarrend: Mark Wahlberg in einem Katastrophentrhiller mit ärgerlicher Botschaft

Deepwater Horizon Cover

Peter Berg, USA 2016
Kinostart: 24.11.2016
Story: Im April 2010 verabschiedet sich Cheftechniker Mike von daheim, um auf die Ölbohrinsel Deepwater Horizon im Golf von Mexiko zu fliegen. Gegen seinen und den Willen von Leiter Jimmy verlangt BP-Manager Vidrine trotz technischer Probleme volle Förderleistung. Kurz darauf explodiert die Bohrinsel.
Von Thorsten Krüger

Nach ihrem letzten Gemeinschaftsprojekt „Lone Survivor“ stand schwerstes Pathos zu befürchten, aber Peter Berg und sein Star Mark Wahlberg setzen ihr 150-Millionen-Budget für einen verblüffend realistischen und deshalb packenden, puren Katastrophenthriller ein, der fulminant und beeindruckend das Inferno auf der „Deepwater Horizon“ im April 2010 schildert. Allerdings bleibt ein äußerst schaler Nachgeschmack übrig.

Obwohl der Ablauf routiniert dem Handbuch entnommen ist, liegt es am perfekten Handwerk, dass der Hochspannungsritt in die Hölle keinen kalt lässt. Musikalisch und mit Kamerafahrten zum Blowout-Preventer in dreieinhalb Meilen Tiefe setzt Berg auf böse Omen, erklärt die Ölbohr-Technik soweit, dass das Fachchinesisch Suspense induziert, der sich schrittweise zur Nervenprobe verdichtet und dabei ungewöhnlich authentisch bleibt.

Hält sich an die wahren Begebenheiten

Berg hält sich eng an die wahren Begebenheiten, ohne es mit dem Doku-Look zu übertreiben, er zeigt schweres Gerät und echte Monitore – lediglich die Dialoge sind hollywoodisiert. Zusätzliche Glaubwürdigkeit verschaffen starke Akteure – Mark Wahlberg („Transformers“) und Kate Hudson („Almost Famous“) sind solide, herrlich perfide agiert John Malkovich als skrupelloser Executive und Kurt Russell („The Hateful 8“) ist phänomenal.

Der Veteran gibt den knorrigen Redneck-Chef großartig wie nie. In dieser Konstellation betreibt „Deepwater Horizon“ heftiges BP-Bashing, wenn krumme Hunde der Chefetage Profit statt Sicherheit wollen, wenn die anfällige Technik ein Wartungs-Alptraum ist und ein Integritätstest am „well from hell“ die Katastrophe heraufbeschwört. Dann schlägt die Stunde der Techniker, deren Feuersturm auf beängstige Art beeindruckt.

Eine der schwersten Umweltkatastrophen

Sounddesign und visuelle Effekte werden garantiert oscarnominiert, ihre grafische Wirkung ist ehrfurchtgebietend real – monströs mechanisch statt aus Bytes gepixelt. Berg gestaltet diesen Tumult nicht nur fesselnd und atemberaubend, sondern mit viel Empathie auch emotional aufwühlend, speziell im posttraumatischen Nervenkollaps. Er schafft beherzte Helden in der Tradition von „Flug 93“; erst im Abspann folgt das Pathos.

Und die Fragen. Denn was „Deepwater Horizon“ nicht erzählt, ist die Verseuchung des Golfs von Mexiko mit Öl. Zwar erlaubt sich Berg anfangs leise Selbstkritik am gewaltigen Öldurst einer Nation, aber die Schuldigen sind (die britischen) BP, die Helden amerikanische Arbeiter. Eine der schwersten Umweltkatastrophen unserer Geschichte ist den Machern kein Wort wert. Das ist fahrlässig und letztlich richtiggehend ärgerlich.

imdb ofdb

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